Von Rubin Carter bis Mumia Abu-Jamal

Ich bin nicht im Gefängnis, weil ich einen Mord begangen habe. Ich bin unter anderem deswegen im Gefängnis, weil ich ein Schwarzer in Amerika bin, wo die herrschenden Kräfte einem Schwarzen nur gestatten, Entertainer oder Verbrecher zu sein.
Rubin Carter 1975

Rubin „Hurricane” Carter mußte 18 Jahre im Gefängnis verbringen, weil ein rassistisches Justizsystem darauf aus war, einen Schwarzen für drei nicht aufgeklärte Morde büßen zu lassen. Im Spiel waren die klassischen Elemente eines Justizmordes: manipuliertes Beweismaterial, bestochene Zeugen, eine voreingenommene Jury, parteiische Richter - und eine Staatsanwaltschaft, die Carter wider besseres Wissen mit fanatischem Eifer verfolgte. Daß Carter sich in den USA engagiert für die Bürgerrechte der schwarzen Minderheit einsetzte, machte ihn erst recht zur Zielscheibe der reaktionärsten Verteidiger der Rassentrennung. Carter kam nach beinahe zwei furchtbaren Jahrzehn-ten im Gefängnis frei, weil seine Unterstützer in ihrer Forderung nach Wiederaufnahme seines Verfahrens nie aufgaben. Jahrelange Massenproteste und das leidenschaftliche Engagement antirassistischer Aktivisten, vor allem seiner kanadischen Freunde, wie es auch in dem Film mit Denzel Washington zu sehen ist, brachten Ru-bin Carter schließlich nach unendlich scheinenden Jahren die Freiheit. Fälle ähnlich dem des "Hurricane" gibt es auch heute in den USA zu Tausenden - Tendenz steigend. Ein Fall, der momentan, nämlich voraussichtlich im April 2000, zur Entscheidung ansteht, ist der des schwarzen Journalisten Mumia Abu-Jamal, der im Juli 1982 zum Tode verurteilt wurde und über den im Februar der Amnesty-International-Bericht "Ein Leben in der Schwebe - der Fall Mumia Abu-Jamal" erschien.

Amnesty International über den Fall Mumia Abu-Jamal:

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) fordert einen neuen Prozeß für den zum Tode verurteilten US-Amerikaner Mumia Abu-Jamal. (...) Der schwarze Journalist Mumia Abu-Jamal soll am 9. Dezember 1981 den weißen Polizisten Daniel Faulkner ermordet haben. Seine Verurteilung stützte sich im Wesentlichen auf die Angaben von drei Augenzeugen, deren Aussagen vor Gericht stark von dem abwichen, was sie gegenüber der Polizei zu Protokoll gegeben hatten. Ein angebliches Geständnis des Angeklagten, das erstmals zwei Monate nach dem Mord erwähnt wurde, war für die Richter offenbar ausschlaggebend für das Todesurteil. Mumia Abu-Jamal hat aber stets seine Unschuld beteuert.“

Die Parallelen zum Fall Rubin Carters sind unübersehbar. Rubin Carter selbst, der prominentes Mitglied einer Menschenrechtsorganisation in Georgia, USA ist, hat sich im Januar 2000 für ein neues Verfahren für Mumia Abu-Jamal ausgesprochen.
Meine größte Angst ist momentan, daß viele meiner Unter-stützerInnen denken, meine sogenannte Prominenz würde mich davor schützen, hingerichtet zu werden. Ich kann nur hoffen, daß jetzt alle verstehen, daß es dem Staat todernst damit ist, mich umzubringen.
Mumia Abu-Jamal 1999
Auf einer Veranstaltung in Philadelphia, der Stadt, in der der Polizist Daniel Faulkner erschossen wurde, in der Mumia Abu-Jamal als Journalist jahrelang den Rassismus angeprangert hatte, und in der er zum Tode verurteilt wurde, erläuterte Carter die Mechanismen rassistischer Fehlurteile in den USA:

Rubin "Hurricane" Carter über den Fall Mumia Abu-Jamal:

Nach Lage der Dinge ist Mumia Abu-Jamal unschuldig. Und er sitzt immer noch in der Todeszelle. (...) Kriminelle Spitzel, Beeinflussung der Jury, gezinkte Auswahl der Jury, bezahlte Verbrecher als meineidige Zeugen, die Manipulation von Beweismaterial durch die Polizei, schließlich die Lügen von Seiten des Staates selbst - das sind die Gründe, weshalb Mumia Abu-Jamal im Gefängnis sitzt. Es sind dieselben Gründe, aus denen ich im Gefängnis saß.

Setzen wir uns daher ein für ein neues, faires Verfahren für Mumia Abu-Jamal!