Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   17.03.2000 
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  Hurricane ist kein Einzelfall
Flugblatt & Aufruf zur Demonstration am 25.3.2000 in Ravensburg
auch als PDF (51 kb)
 
 
Hurricane ist
kein
Einzelfall!

Der Fall des Boxers Rubin Carter alias Hurricane, der aufgrund eines rassistischen Komplotts wegen eines nie begangenen Mordes 20 Jahre im Knast sass, ist jetzt mit Starbesetzung verfilmt worden. Aber nicht nur »damals«, nein auch heute sind in den USA Menschenrechtsverletzungen wie die Unterdrückung, sogar Ermordung politischer Gegner, sowie Rassismus auch von Seiten des Staates an der Tagesordnung.
Ein krasses Beispiel ist der schwarze Journalist Mumia Abu Jamal.
Mumia ist ein engagierter Kämpfer gegen Rassismus und Ungerechtigkeit. Anfang der 70er war er Mitglied der Black Panther Party for Self Defense und dort für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Seine Waffe ist die Schreibmaschine. Durch Radiobeiträge und Publikationen über Haftbedingungen in US-Gefängnissen und die rassistischen Übergriffe weisser Polizeibeamter und Wärter gegen Nichtweisse, hat er sich einen internationalen Ruf als Stimme der »Unterdrückten« geschaffen.
Durch seine Berichterstattung über die Verfolgung und den Terror gegen die »Move«-Organisation und seinen Einsatz für deren inhaftierte Mitglieder war Mumia Ende der 70er Jahre ins Visier herrschender Kreise geraten. 1982 wurde er dann in einem nur 2-wöchigen Prozess mit Hilfe gefälschter Beweise und erpresster ZeugInnen wegen angeblichen Mordes an einem weissen Polizeibeamten zum Tode verurteilt. Er selbst hatte in dem Prozess mehrfach seine Unschuld beteuert, bis Richter Sabo ihm das Recht absprach, sich selbst zu verteidigen und ihn vom Prozess ausschloss.

Der Prozess war eine Farce, auch AI setzt sich für eine Wiederaufnahme des Verfahrens ein. Für die US-Justiz in Pensylvania kein Grund zur
Wiederaufnahme des Verfahrens, das umfangreiche Beweismaterial der Verteidigung wurde pauschal als unglaubwürdig verworfen. Es handelt sich dabei um Aussagen von ZeugInnen, die besagen, dass ihre Aussagen bei der ersten Verhandlung unter Druck, also Erpressung, Bestechungen und Drohungen, zustandegekommen seien. Das Gericht unter dem Richter Sabo, der Mumia verurteilt hat, hatte die Anerkennung dieser Aussagen mit der Begründung verweigert, wenn sie heute angäben, dass sie damals falsche Aussagen gemacht hätten, könne nicht davon ausgegangen werden, dass sie heute die Wahrheit sprechen. Also solle alles beim Alten bleiben. Auf Grundlage solcher Fakten soll Mumia nach dem Willen von Richter Sabo und Gouverneur Ridge aus Pensylvania getötet werden.
Im Herbst 99 hatte nun Gouverneur Ridge das Hinrichtungsdatum auf 5. Dezember 99 festgelegt.
Das war nicht der erste Versuch, ihn hinzurichten und wie schon bei den früheren Versuchen gab es weltweit Solidaritätsaktionen, die die juristischen Bemühungen der Verteidiger Mumias um die Wiederaufnahme des Verfahrens begleiteten und die vorerst zu einer Aussetzung der Hinrichtung führten.
Immer wieder gingen und gehen in den USA und überall auf der Welt Menschen für das Leben und die Freiheit von Mumia Abu Jamal auf die Strasse. 8000 Menschen trugen diese Forderungen z.B. bei der Demonstration am 5. Februar in Berlin vor die amerikanische Botschaft.
Zahlreiche Menschenrechtorganisationen und -Initiativen, Menschen aus anderen Befreiungsbewegungen, Gewerkschaften und demokratischen Parteien rund um die Welt haben ihre Solidarität mit Mumia Abu Jamal erklärt und fordern die Aussetzung der Hinrichtung und die Wiederaufnahme des Verfahrens.
Der Druck dieser internationalen Bewegung für Mumia führte dann endlich dazu, dass Anfang dieses Jahres die zurückgehaltenen Beweismittel von einem US-Bundesgericht anerkannt wurden.
Nun muss das gleiche Gericht unter dem gleichen Richter Sabo erneut über eine Wiederaufnahme des Verfahrens entscheiden, mit der Auflage, die neuen Beweismittel zu würdigen.
Angesichts des offenkundigen Willens von Sabo und Ridge, Mumia zu ermorden ist daher noch alles offen. Es ist also deshalb enorm wichtig, den öffentlichen Druck auf die USA aufrecht zu erhalten.
Ständig den Tod in Nacken, sitzt Mumia Abu Jamal also seit 18 Jahren in der Todeszelle, aus der heraus er es aber unter schwierigen konspirativen Bedingungen schaffte 2 Bücher zu veröffentlichen.
Mumia ist kein Einzelfall. Nach mehr als 20 Jahren Haft wurden im vergangenen Jahr die ehemaligen Black Panther Geronimo Pratt und Doruba Bin Wahad entlassen, weil die US-Behörden erst da Geheimdokumente freigaben, die die Manipulation der Verfahren und die Unschuld der Betroffenen bewiesen.
Worauf Mumia immer hinweist, ist die Situation der anderen politischen und von Hinrichtung bedrohten Gefangenen in den USA und weltweit.
Mumia Abu Jamal ist nämlich nur einer von über 200 politischen Gefangenen in den USA. Mitglieder der American Indian Movement, der NAPO, der Move Organisation, irische, mexicanische und puertoricanische Gefangene sitzen z.T. schon über 20 Jahre in US-Gefängnissen. 3000 Menschen sitzen in den Todeszellen. Sogar 15-jährige werden hingerichtet, wie Anfang Februar dieses Jahres.
Die meisten Verurteilten sind Schwarze, obwohl die nur etwa 10% der US-Bevölkerung ausmachen. Daran wird der Rassismus im Polizei- und Justizapparat deutlich, genauso wie an dem jüngst erfolgten Freispruch für vier New Yorker Polizisten, die den unbewaffeneten schwarzen Einwanderer Amadou Diallo mit 41 Kugeln ermordeten, angeblich weil er in die Tasche griff, um seinen Ausweis herauszuholen. Er hatte sogar Einschüsse in den Fusssohlen, weil die mit kugelsicheren Westen ausgestatteten Polizisten weiterschossen, als er schon längst am Boden lag.

Wir wollen, dass Ravensburg dem Beispiel anderer europäischer Städte folgt und Mumia die Ehrenbürgerschaft verleiht. Um mitzuhelfen, den öffentlichen Druck auf die USA weltweit aufrechtzuerhalten, findet

am 25. März, 12°° Uhr
                  eine
Demonstration
für das Leben und die
Freiheit von
Mumia Abu Jamal

        statt
Ort :    Ravensburg,
          Bahnhof


Freiheit für Mumia Abu Jamal !
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Weg mit der Todesstrafe!
Hoch die internationale Solidarität!




Diese Demonstration wird unterstütz von:
ACJ Ravensburg, Amnesty International Ravensburg, Antifa Ravensburg, Antifaschistische Aktion Ulm/ Neu Ulm, Antifaschistische Jugendfront Ulm/ Neu-Ulm, Bunte Liste Lindau, Club Vaudeville Lindau, GAJ Ravensburg/Wangen, Freies Radio Proton (Vorarlberg), SUB (Zeitungsprojekt aus Vorarlberg), Schwarzer Kater Überlingen, PAULA, Jugendzentrum Tonne Wangen, Infoladen Nürtingen, Partigiani - Revolutionäre Linke Nürtingen, Aquadrat (Stuttgart), Die Grünen Kreisverband Rv., Amnesty International Lindau, Fred Hampel (DGB Vorsitzender Lindau)

Kontakt:
Antifa Ravensburg c/o Bunte Hilfe; Postfach 2029; 88190 Ravensburg, oder via E-Mail aa_rv@hotmail.com .
Infos gibt es auch unter:
http://www.geocities.com/CapitolHill/Senate/521

 
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Siehe auch:
Von Rubin Carter bis Mumia Abu-Jamal - Flugblatt zum Film 'The Hurricane'

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