Die US-amerikanische "Notfallkonferenz" zur Rettung des Lebens von Mumia Abu-Jamal am 19.2.2000 in New York ist ein Ausdruck der umfassendsten Einheit, die je im Kampf um Leben und Freiheit des politischen Gefangenen Abu-Jamal erreicht wurde.

Etwa 700 der führenden AktivistInnen, RepräsentantInnenpolitischer und sozialer Kräfte, die lange über jeden erdenklichen Grund miteinander imStreit lagen, kamen in New York zusammen, und erreichten eine Einheit ihrer Absichten und einen Grad an Übereinstimmung, der geradezu mitreißend war.

Große Beachtung der TeilnehmerInnen fand die Bemerkung vonMumias Anwalt Leonard Weinglass, der feststellte, dass die nächsten 90 Tage diewichtigsten in dem 18-jährigen Kampf um Mumias Leben und Freiheit wären. Etwa für April oder Mai sei eine richtungweisende juristische Entscheidung zu erwarten.

juristische Entscheidung erwartet - internationaler Aktionstag beschlossen

Bezirksrichters William H. Yohn wird dann entweder diekonstruierten „Beweise" und Verletzungen diverser Verfassungsrechte desAngeklagten Mumia Abu-Jamal bei seinem Prozeß 1982 durch den berüchtigten Richter Albert(„Henker") Sabo des Staates von Pennsylvania anzweifeln, oder Mumia eineBeweisanhörung durch eine rigide Interpretation des 1996er „Effective Death PanaltyAct" (1) verweigern. Nur solch eine Anhörung könne es dem Anwaltsteam aberermöglichen, zum ersten Mal Beweismaterial anzuführen, dessen Einführung in den ProzeßRichter Sabo vor dem Staatsgericht bislang immer verweigerte. Dieses Beweismaterialschließt neue Aussagen von AugenzeugInnen, ballistische und forensische Gutachten undanderes Material ein, das beweist, dass Mumia das Opfer einer Intrige war.

Die Konferenz beschloß einstimmig, deshalb den 13.Mai zumTag einer national koordinierten Mobilisierung an beiden Küsten, mit Schwerpunktmobilisierungen nach San Francisco und Philadelphia zu machen. Vor einem Jahrnahmen 50.000 an den Protesten, die am 24.April unter dem Motto "Millions forMumia" in diesen beiden Städten organisiert wurden waren teil. Die OrganisatorInnenerwarten, daß die Proteste dieses Jahr noch erheblich größer ausfallen werden. Der13.Mai soll aber auch zum Tag weltweiter Proteste gemacht werden. Auf der Konferenz warenDelegierte von Gruppen aus Frankreich, Deutschland, Norwegen und vielen anderen Ländern anwesend.

Zusätzlich wurde eine Massenkundgebung für den 7.Mai im NewYorker Madison Square Garden beschlossen. Als RednerInnen konnten u.a. Ossie Davis,Susan Sarandon, Gloria Steinem, Dick Gregory, Angela Davis, Ed Asner, Johnnie Cockrane,Pam Africa, Yohn Conyers, Bishop Thomas Gumbleton sowie Leonard Weinglass - genausowie rage against the machine und die Indigo Girls gewonnen werden.

Aktion der Gewerkschaft der LehrerInnen für Mumia

Auf der Konferenz am 19.Februar nahmen mehr als 60LehrerInnen aus dem ganzen Land an einem Workshop teil, der sich darauf konzentrierte, eine ganzseitige Anzeige in den New York Times vorzubereiten, die von 1000 LehrerInnenunterschrieben werden soll und 35.000 Dollar kosten wird. Der Organisator der Anzeige, Mark Taylor, gab bekannt, daß der späte März als Erscheinungsdatum vorgeschlagen wird, und daß mehr als die Hälfte der Kosten für die Anzeige bereits gesammelt worden sind.

Der Workshop stellte auch die kontinuierlichen Erfolge derLehrerInnen dabei fest, Mumias Fall überall bei SchülerInnen und damit auch in derbreiten Öffentlichkeit bekanntzumachen. Von besonderer Bedeutung war hier der Entschlußeiner der größten LehrerInnen Gewerkschaften, der "United Teachers of LosAngeles", "Mumia - Informations - Stunden" an den höheren Schulen des Bezirkes durchzuführen.

Auch etwa 50 RepräsentantInnen religiöser Gemeinschaften,inklusive des nationalen Kirchenrates und der Episkopal Kirche derVereinigten Staaten, trafen sich auf der Konferenz, um eine andere ganzseitige Anzeigein den New York Times vorzubereiten, die besonders die religiöse Gemeinschaft ansprechensoll.

Weitere Schritte in Richtung einer wirklichen Massenmobilisierung

Workshops, die sich mit der Mobilisierung der Jugend, derrassistisch unterdrückten Minderheiten und der Lesben und Schwulen Bewegung sowie vielenanderen Dingen befaßten, zogen leidenschaftliche AktivistInnen an, welche darauf branntengemeinsame Aktionen für Mumia zu planen.

Über 100 von ihnen nahmen an einem Workshop teil, in dem diefriedlichen Aktionen des zivilen Ungehorsams vorbereitet wurden, die im Februar inWashington, D.C. mit 2000 TeilnehmerInnen und in San Francisco mit 800 TeilnehmerInnenstattfanden. Bei diesen friedlichen Protesten wurden insgesamt schätzungsweise 325AktivistInnen festgenommen. Die Konferenz plante ferner, für den ersten Tag von MumiasAnhörung eine USA weite "Notfall Mobilisierung" in Philalelphia durchzuführen.Bis jetzt steht zwar noch kein Datum für diese Anhörung fest, das Anwaltsteam schätztaber, das sie im April oder Mai dieses Jahres stattfinden wird, und dass der Termin etwa 7 - 10 Tage im voraus bekannt sein wird. Das wird das erste Mal sein, daß Mumia selbstim Gericht präsent sein wird. In Philadelphia werden Zehntausende erwartet, die ihreSolidarität mit Mumia zum Ausdruck bringen wollen.

We´re ona move!

Die neue Breite der Bewegung wird von einem langjährigen Unterstützer Mumias, dem Schauspieler Ossie Davis, wie folgt beschrieben : "Eineoffensichtliche, sichtbare Wahrheit drängt sich uns auf: We´re ona move! Jeder Konflikt,jede Konfrontation, jeder Zusammenstoß macht uns stärker. Wir wachsen!"

"Wir verbreitern und stärken unsere Bewegung, erreicheneine größere Anzahl von Menschen. Eine Bewegung bewegt sich, wie das Leben selbst. Siesteht nie schnell. Wir liefern uns Faustkämpfe, stecken zwar sicher einiges ein, aberteilen auch aus. Wir wachsen!" "Und wir werden gewinnen! Ona move! Lang lebe John Africa!"

Der 13.Mai, Tag internationaler Proteste für Mumia Abu-Jamal verspricht die größte Demonstration für einen politischen Gefangenen in der Geschichte der USA zu werden.

Wir fordern all unsere LeserInnen auf, teilzunehmen.

Jeff Mackler (Socialist Action März 2000)

Der Autor ist Mitglied der "Mobilization toFree Mumia Abu-Jamal" und unserer amerikanischen Schwesterorganisation "Socialist Action".