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  Zu Besuch bei Mumia im April 2000
Bericht von Jürgen Heiser, der Verleger Mumias Bücher in Deutschland
 
 

Am 18. April 2000 konnte ich zusammen mit meinem zwölfjährigen Sohn, für den Mumia seit frühester Kindheit so vertraut ist wie ein in der Ferne lebender naher Verwandter, für zwei Stunden Mumia Abu-Jamal im Todestrakt des Hochsicherheitsgefängnisses in Waynesburg, Pennsylvania, besuchen. In der Besuchszelle waren wir auf beiden Seiten der Trennscheibe nicht direkt durch Wärter überwacht. Die Gespräche werden selbstverständlich abgehört

Jürgen Heiser, 9. Mai 2000

In God’s own country

„Amerikanischer Anwalt tötete aus Hass fünf Menschen“ Pittsburgh (ap) Ein Amokläufer hat im US-Bundesstaat Pennsylvania offenbar aus rassistischen Motiven fünf Angehörige ethnischer Minderheiten erschossen und einen weiteren lebensgefährlich verletzt. Wie die Polizei mitteilte, tötete der 34 Jahre alte Anwalt seine Opfer innerhalb etwa einer Stunde in mehreren Orten in der Umgebung von Pittsburgh. Bei den Toten handele es sich um eine jüdische Frau, einen Schwarzen, zwei Asiaten sowie einen Inder. ... Nach Angaben der Polizei ist der Jurist lettischer Abstammung. ... Polizeidirektor Paul Wolf sprach von einem Verbrechen aus Hass. (Weserkurier, 30. April 2000)

Wenn man vom Brooklyn/NY nach Pittsburgh/Pennsylvania kommt, reist man von der schwarzen Kolonie ins weiße Mutterland. Fällst du im Subway train 2 or 3, der von Brooklyn unter dem Hudson River durch rüber nach Manhattan fährt, auf, weil du zu den wenigen Weißen unter den vielen Schwarzen gehörst, dann fällst du in Pennsylvania auf, je weiter du in den Südwesten kommst, wenn du schwarz bist.

In Greene County, Pennsylvanias äußerstem Zipfel an der Grenze zu Virginia, gibt es noch einen Ort, an dem viele Schwarze konzentriert sind: Das SCI Greene, State Correction Institution of Greene County – in altem Deutsch: das Staatliche Zuchthaus der Grafschaft Greene. Hier, wo die Bergbau- und Stahlindustrie schon vor langer Zeit in sich zusammengefallen ist, haben viele Langzeitarbeitslose wieder Jobs gefunden – als Schließer, Wachbeamte und Verwaltungsangestellte im 1995 seiner Bestimmung übergebenen Hochsicherheitsknast. Die meisten sind weiß, deutlicher Kontrast zur Mehrheit der Gefangenen.

Jun Yasuda, eine 52-jährige Buddhistin, 1978 aus Japan in die USA gezogen, hat im letzten Dezember eine Fastenwache für Mumia und die anderen Gefangenen im Todestrakt vor dem SCI Greene gemacht. Sie sagte: „Warum gibt es hier ein Gefängnis? Vor 500 Jahren gab es hier keins. Es gab nur Native Americans, die in Frieden lebten. Sie hatten Respekt voreinander. Nun haben wir alle Angst voreinander.“

Von der Landstraße aus, die früher auch zum Underground Railroad von Harriet Tubman und den anderen gehörte, die die entflohenen schwarzen Sklaven in den sicheren Norden schafften, ist der neue Knast nicht zu sehen. Geduckt liegt er in einer Talsenke, sieht auf den ersten Blick aus wie eine der zahlreichen High Tech Firmen, die überall auf der Welt steuerbegünstigt auf billigem Bauland an den Rändern der Städte und Gemeinden errichtet werden. Von Sicherheitszäunen umgeben sind sie alle – Knäste und Produktionspaläste.

Auch die Eingangshalle könnte noch die Pforte zu einem Konzern sein. Eine modisch gestylte Empfangsdame bedient hinter einer computergestützten Rezeption Telefone, führt Small talks mit Bediensteten, die emsig und lächelnd ihren Job tun – in God’s own country. Amen.

Ein großer hagerer Mann in langem Mantel und mit breitkrempigen Hut kommt in die Halle, während wir auf die Bestätigung warten, dass wir auf der Besucherliste stehen. In meiner Phantasie zieht er seine Blues Harp aus der Manteltasche und beginnt zu spielen. Ich höre die Ketten der Chaingangs rasseln. Tiefe Stimmen beginnen im Rhythmus ihrer Spitzhacken einen rauchigen Blues zu singen...vom Elend des irdischen Daseins... und von „Freedom, freedom, freedom...!“ Es geht immer um Freiheit. Das Telefongepiepse und ein gesäuseltes „SCI Greene, can I help you, Sir?“ reißt mich aus diesem Tagtraum. Der große Afroamerikaner steht regungslos in der Halle. Er ist hier, um einen anderen Blues zu Ende zu bringen. Er ist gekommen, seinen erwachsenen Sohn abzuholen. Der kommt auch bald aus dem Sicherheitsbereich, einen Pappkarton mit seiner Habe vor dem Bauch, einen Officer im Schlepp. Vater und Sohn fallen sich in die Arme, als wollten sie sich nie wieder loslassen. Wir kriegen alle feuchte Augen. Der Officer versucht zu scherzen: „Good luck. Don’t come again!“ Don von der Bruderhof Community, ein treuer Besucher und Unterstützer einiger Gefangener im Todestrakt, mit dem wir hergefahren sind, sagt leise: „Diesen Moment haben sie sicher zehn Jahre herbeigesehnt. Oder länger.“

In der „glänzenden Hölle“

Endlich dürfen wir rein. Schuhe und Gürtel ausziehen, der Entrance Officer schickt uns durch die elektronische Sicherheitsschleuse. Schuhe und Gürtel wieder anziehen. Dann durch weitere ferngesteuerte Schiebetüren, vorbei an zahllosen Überwachungskameras, in einem endlosen Korridor vom äußeren Mainline-Knast ins Herz der Bestie – den Todestrakt. In einer Zentrale sitzen Wachbeamte hinter Panzerglas und nehmen unseren Laufzettel entgegen. In Besuchsraum 12 steht schon Mumia – groß und strahlend wie eh und je, ein wenig fülliger als vor Jahren, mit Brille und in Handschellen. Er trägt einen grauweißen Overall mit feinen blauen Streifen. Für einen Moment vergessen wir, wo wir sind. Unsere Hände und Fäuste berühren sich durch das kalte Glas der Trennscheibe. Grinsen von einem Ohr bis zum anderen: ONA MOVE! Wir stehen uns gegenüber wie vor einer Sitzreihe in einer Subwaystation. Nach Jahren brieflichen Gedankenaustauschs und regelmäßiger Zusammenarbeit im Kampf um das gemeinsame Ziel sind wir uns vertraut, als hätten wir gerade gestern noch zusammengehockt. Eine Freundschaft, die über den materiellen Dingen steht. Mumia freut sich über meinen Sohn, den er nur von Fotos kennt. „Wie meine Enkel, fünf hab ich schon!“ Ob er zu Hause Baseball spiele. „Nee, but table tennis“, antwortet mein Sohn freudig. „Das könnten wir hier auch spielen“, frotzelt Mumia und zeigt auf die beiden Tische hüben und drüben vor der Trennscheibe. „Müssten nur die Scheibe runterlassen und ein Netz spannen, dann könnte es losgehen!“ Und beidhändig spielt Mumia mit den gefesselten Händen den imaginären Schläger. Wenn ich je einen Zweifel gehabt hätte, ob es gut für einen Zwölfjährigen ist, einen Besuch im Todestrakt zu machen, so wäre er nun gegenstandslos. Hier tobt das Leben im Todestrakt.

Ich gebe einige Grüße weiter. Mit 400 jungen und alten Brüdern und Schwestern, mit Babys und Kindern der nahegelegenen Bruderhof Community hatten wir am Vorabend zusammen gegessen und ich hatte ihnen dabei erzählt, wer wir sind und warum wir drei Tage in ihrer Gemeinde wohnen. Sie alle hatten uns Grüße und gute Wünsche mit auf den Weg zu Mumia gegeben. Ich erzähle Mumia, mit wie viel Liebe und Respekt wir auf dem Bruderhof aufgenommen worden sind. Er erzählt, wie er 1995 den ersten Besuch von einem dieser Brüder bekommen hat, wie skeptisch er zunächst war, ob da nicht zum hundertsten Mal salbungsvolle Worte ihn auf sein „schweres Los“ und ein „besseres Leben im Himmel“ vorbereiten sollen und wie er dann nach und nach festgestellt hat, dass diese radikalen Christen nicht für ein Paradies im Himmel, sondern für eins hier unter den Menschen auf Erden kämpfen. Gerade deshalb betreuen sie so viele Gefangene in den Todestrakten und bieten den Angehörigen von Gefangenen, die meist von weit her anreisen müssen, kostenlose Unterkunft, Verpflegung und Zubringerdienste. Wir reden über die Kinder und Jugendlichen, die einen Children’s Crusade zum Knast organisiert haben, die ihn besuchen, ihm zum Geburtstag eine Krone basteln, Bilder malen, ihm schreiben und beim Besuch Lieder mit ihm singen. Mumia strahlt, wenn er über die Kinder spricht. Ich erzähle ihm, dass vor kurzem der Film „Hinter diesen Mauern“ im deutschen TV gelaufen ist und dass danach so viele Briefe und Anrufe kamen von Menschen, die von seinem Lebenswillen und Widerstandsgeist angesteckt waren. Erzähle von den ÖTV-KollegInnen in Hannover, die nach dem Film so inspiriert waren, dass sie was tun wollten und auf einer Delegiertenkonferenz am nächsten Tag 2.500 Mark für die Anhörungskosten sammelten. Ich erzähle ihm vom letzten Sammelergebnis, er bittet mich, seinen Dank an alle weiterzugeben, wie immer kämen wir mit den Spendengeldern genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Verteidigung habe gerade immense Ausgaben und da zähle jeder Cent. Wir sprechen über die Gewerkschaften und andere traditionelle Organisationen, die allesamt in der Krise seien und kaum noch Zugang zu den neuen jungen Generationen hätten. Die militanten Demos in Seattle und Washington – letztere hatten gerade am Wochenende vor dem Besuch stattgefunden – und die neue Generation in der Kampagne würden zeigen, dass die Bereitschaft, sich zu bewegen, da sei und dass es nur im internationalen Rahmen und mit internationalistischen Bewusstsein ginge. Hier lägen die Aufgaben der Älteren, Verbindungen herzustellen, historische Anknüpfungspunkte zu finden und mit dafür zu sorgen, dass die aufflammenden Initiativen nicht verpuffen, sagt Mumia.

Was mir seit dem letzten USA-Aufenthalt aufgefallen sei, will er wissen. Ich erzähle von den größeren Massen von Homeless People, den Bettlern in der Subway, den unzähligen schwarzen Frauen und Männern, die als Straßenverkäufer in jeder Straße Manhattans auf der Jagd sind nach ein paar Krumen vom Kuchen der weißen New Yorkians.

„Ja“, sagt Mumia, „ich sehe das hier im Knast, wo die Leute dann landen, wenn sie sich nicht mehr legal über Wasser halten können. 2 Millionen Gefangene gibt es in den USA. Ende der 60er Jahre waren es 200.000, und das kam einem schon viel vor. Aber jetzt sind es zehnmal so viele und täglich werden es mehr, die für Lapalien lange Jahre einfahren. Der schwarze Mittelstand ist nur das Feigenblatt, um zu verbergen, wie die meisten Schwarzen, Braunen und Gelben täglich mehr ums nackte Überleben kämpfen müssen. Und die Welfare ist begrenzt, fünf Jahre, dann ist Schluss, egal ob eine Frau allein mit ihren Kindern klarkommen muss.“ Ich erzähle ihm, dass die Bruderhof Communities immer öfter in die Housing Projects gerufen werden, wo Frauen nichts mehr zu essen haben für ihre Kinder. Die packen dann den Kofferraum voll und bringen die Lebensmittel hin. Meist stellen sie dann vor Ort fest, dass es noch mehr Bedürftige gibt, um die sich keiner kümmert. Not überall, auch hier im ländlichen Pennsylvania. Und die Kluft zwischen den Superreichen und der Masse der am ökonomisch am Boden Liegenden wird immer größer.

„Ja“, sagt Mumia, „und denen, die heute dagegen Widerstand leisten wollen, fällt auch nichts Besseres ein, als nur die Parolen der 60er Jahre zu wiederholen. Aber heute ist eine völlig andere Situation, global gesehen, die Herren in den Machtzentren haben diese Situation längst erfasst, aber auf unserer Seite mangelt es an Analyse. Hier liegen heute unsere Aufgaben, damit aus solchen Mobilisierungen wie in Seattle und Washington eine Strategie entwickelt werden kann, ein Programm für eine internationale Bewegung, der es um grundlegende Veränderungen im Verhältnis der Völker und Menschen zueinander geht. Die Medienpolitik in den USA zeigt, wie dringend notwendig schon allein ein unkontrollierter Informations- und Gedankenaustausch ist. In den USA erfährt man nichts darüber, was in der Türkei und in Kurdistan passiert. Und während die exilkubanische Mafia in Miami alle Kanäle mit ihrer von Hass auf Castro getragenen Version des Elián-Kidnapping füllen kann, erfährt kein Mensch in den USA, dass Millionen Kinder in Äthiopien vom Hungertod bedroht sind und tagtäglich sterben. Und das in den Zeiten von Internet und Sonden auf dem Mars!“

„Was machst du denn so den ganzen Tag?“ fragt mein Sohn. „Ich lese, manchmal 10-12 Stunden, schreibe ... und esse viel zu viel!“ Und dann erzählt Mumia, dass er im Januar seine Magisterprüfung in Psychologie gemacht hat. Dafür habe er noch mehr als sonst lesen müssen. Und dann sei die Urkunde über seinen Magistertitel gekommen, ganz offiziell von der California State University. Der Knast habe sie beschlagnahmt als „Konterbande“ und ihn aufgefordert,1 binnen 14-tägiger Frist eine Adresse zu nennen, an die das Papier zu schicken sei, sonst werde sie vernichtet. Er lacht. „Könnt ihr euch das vorstellen? Eine staatliche Urkunde! Die sind völlig nuts!“ Und was haben sie gemacht, als sein Zivilanwalt, der schon eine Klage gewonnen hat, in Pittsburgh Beschwerde einlegte? Ihm das Ding von einem Schließer mit spitzen Fingern übergeben lassen. Motto: „Das darfst du eigentlich nicht haben, aber hier hast du’s!“ „Jeden Zentimeter Boden muss man hier verteidigen“, sagt Mumia. „Bis zum letzten Moment. Vor zwei Monaten hat ein junger afroasiatischer Gefangener namens Wilkerson, ein sehr militanter, der trotz seiner 18 Jahre in Texas hingerichtet werden sollte, einem der Schließer beim Festschnallen auf die Pritsche, wo er zu Tode gespritzt werden sollte, triumphierend ins Gesicht gespuckt. Zum Vorschein kam dabei nicht nur Spucke, sondern auch der kleine Schlüssel für seine Handschellen. Daraufhin sind die Leute vom Knast völlig ausgeflippt – wie konnte es nur angehen, dass ein völlig isolierter Gefangener im Todestrakt an seinen Handschellenschlüssel gekommen ist??? Ein Gefangener zudem, der einer besonderen Sicherheitsstufe unterlag, weil es ihm schon einmal gelungen war, aus dem Todestrakt zu fliehen. Er hatte eine Geisel genommen, die er dann wieder unversehrt freiließ. Für den Gefangenen Wilkerson war die Aktion mit dem Schlüssel ein letzter Widerstandsakt, um denen zu zeigen, dass ihr verdammtes System Lücken hat und genauso wie ihre Todesmaschinerie in Vietnam 1975 irgendwann auch völlig den Bach runtergehen wird. Menschen mit Bewusstsein werden immer stärker sein als Maschinerien, die von willfährigen Söldnern am Laufen gehalten werden...“

Wie er denn seine eigene Perspektive jetzt einschätze, frage ich Mumia. Er sagt: „Was in jedem Fall einen Einfluss haben wird, ist der Ausgang der Wahlen im November. Bush ist dumm wie Bohnenstroh, aber ein gefährlicher Kopf-ab-Politiker, hinter dem das Militär, Teile der Wirtschaft und vor allem die CIA stehen. Alleine für die TV-Spots der Vorwahlen konnte er locker 70 Millionen Dollar ausgeben. Und Al Gore ist in der Frage der Todesstrafe nicht viel besser. Er hat mehrere Äußerungen von sich gegeben, mit denen er in dieser Sache weit rechts von Clinton steht.“ Und was hält Mumia von Bundesbezirksrichter Yohn? Der scheine korrekt und integer handeln zu wollen. Aber niemand könne im Moment sagen, welche politischen Kräfte Druck auf ihn ausüben. Die Verteidigung tue alles, um ihn mit der Nase auf das Unrecht des ursprünglichen Verfahrens und Urteils zu stoßen, aber die Einflussmöglichkeiten der Bundesgerichte seien durch die Gesetzesänderungen von 1996 beschnitten. Es sei Grund zur Hoffnung da, aber ein Kampf würde es in jedem Fall und die Öffentlichkeit, vor allem die in Europa, sei wichtig. Der Druck müsse verstärkt werden. Die Brüche in der Front der Todesstrafenbefürworter seien sichtbar. Dieser Prozess müsse verstärkt werden.

Unsere Besuchszeit nähert sich dem Ende. Mumia sagt, dass er immer noch viel Post aus Germany bekäme. Das freue ihn sehr, aber leider könne er nicht alle beantworten. Manchmal käme nur ein Brief pro Woche, manchmal aber auch 20 Sendungen pro Tag. Er habe im Moment keine Restriktionen, seit seinem Sieg in der Zivilsache sei die Knastverwaltung vorsichtiger geworden. Auch seine Veröffentlichungen würden nicht mehr zu Disziplinarstrafen führen. Im Moment jedenfalls.

Mumia gibt uns noch einmal Grüße und Dank für alle in Germany mit auf den Weg. Wir wollen uns umarmen, dabei gibt die Trennscheibe nach, zerbirst in tausend Stücke, die Seitenwände fallen in sich zusammen, entsetzte Schließer laufen aufgeschreckt davon. Der Knast zerfällt und verschwindet Stück für Stück vom Antlitz dieses Planeten. Die Talmulde erhält ihr sattes Grün zurück. Auf den Trümmerresten der Eingangshalle sitzt Don mit den beiden Gefangenen, die er parallel zu uns im Todestrakt besucht hat. Sie reiben sich noch verwundert die Handgelenke, an denen die Handschellen Spuren hinterlassen haben. Von der Rezeption ist nur noch der PC-Bildschirm übrig geblieben und liegt im Gras. Unruhig flackert der Schriftzug ERROR! immer wieder auf. Der Typ im langen Mantel kommt langsam mit seinem Sohn auf uns zu und spielt wieder die Freedom-Melodie auf seiner Blues Harp. Wir reichen uns alle die Hände und gehen langsam in Richtung Landstraße. Irgendwer wird uns schon mitnehmen. Mumia lacht und sagt: „Und wenn ihr das in Deutschland erzählt, was hier gerade passiert ist, dann glaubt euch das kein Schwein, oder?“ „Stimmt genau, das glaubt uns kein Schwein. Aber alle träumen so einen Moment herbei. Jeder Mensch, der noch einigermaßen bei Verstand ist, weiß, dass es für diese glänzenden Höllen nur eine Perspektive gibt! Und wir arbeiten dran...!“

 
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