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Mass murderer for President
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Im Wochenrhythmus werden im US-Bundesstaat Texas bis zu den Präsidentschaftswahlen im November zur Zeit Todesurteile vollstreckt. Stimmenfang für den republikanischen Anwärter auf den Chefposten im Weißen Haus, George W. Bush junior. Der Gouverneur von Texas gilt als Hardliner in Sachen Todesstrafe und kommt bei einem guten Teil der Wähler damit an. In seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit hat Bush bisher 133 Männer und zwei Frauen hinrichten lassen, mehr als jeder andere seiner Amtskollegen. In dem Land, in dem das erste Gewehr zu den Kommunionsgeschenken und globaler Interventionismus sowie der nukleare Erstschlag zur nationalen Sicherheitsdoktrin gehören, hat der Todesstrafenkönig mittlerweile gute Chancen, in die präsidialen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Ungeachtet der Proteste aus dem In- und Ausland wurde in der Nacht zum Freitag der 36jährige Schwarze Gary Graham im Gefängnis des Städtchens Huntsville im Norden von Houston mit drei Giftspritzen getötet. Graham, der bis zur Exekution seine Unschuld beteuerte, soll 1981 auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Houston einen Mann erschossen haben. Verurteilt wurde Graham, auch bekannt unter dem Namen Shaka Sankofa, aufgrund einer einzigen Zeugenaussage. »Mit dieser Hinrichtung haben die USA diverse international anerkannte Regeln der Rechtsprechung gebrochen«, erklärte Karen Bagge von amnesty international. Gary Graham sei 17 Jahre alt gewesen, als er das ihm zur Last gelegte Verbrechen begangen haben soll. »Internationale Standards verbieten die Hinrichtung von zur Tatzeit Minderjährigen«, so die USA-Expertin der deutschen Sektion der Menschenrechtsorganisation ai. Graham sei nachweislich von inkompetenten Anwälten vertreten worden, die mittlerweile in einer eidesstattlichen Erklärung einräumten, ihren Mandanten von Anfang an für schuldig gehalten und deshalb auch keine Beweise für dessen Unschuld gesammelt zu haben. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte die »Chicago Tribune« eine Studie, wonach viele der während Bushs Amtszeit verhängten Todesurteile fragwürdig seien. Demnach seien in rund einem Drittel der untersuchten Fälle die Angeklagten von Verteidigern vertreten worden, die vor oder nach dem Prozeß von der Anwaltskammer gerügt oder gar ausgeschlossen worden seien. Der gläubige Christ George Bush meint indes, Zweifel an der Fairneß des Justizsystems seien überflüssig. In seinem Staat sei noch nie ein Unschuldiger hingerichtet worden. Symptomatisch für Bushs Haltung ist nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Benjamin Page eine Interviewsituation, in der der Texas-Gouverneur auf eine Frage nach einer ausgesetzten Hinrichtung in Gelächter ausbrach. »Dieser Punkt ist der Schlüssel zu seinem Charakter.« »Eines Tages muß er vielleicht einen Knopf drücken, der nicht nur die Hinrichtung eines einzelnen auslöst, sondern einem anderen Land den Krieg erklärt«, sagt Marc Landy, Dekan des Fachbereichs Politikwissenschaft am Boston College. »Bei Bush stellt sich nicht die Frage, ob er den Mut haben wird, sondern ob er ein kluger, umsichtiger und reifer Regierungschef ist.« |
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Quelle: Tageszeitung JungeWelt vom 24.6.2000 www.jungewelt.de Siehe auch: The Last Statement of Shaka Sankofa (Shaka Sankofa wurde am 22.6.00 in Texas hingerichtet) |
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