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  Mumia Abu-Jamal im US-Präsidentsschaftswahlkampf
Artikel zu Aktionen der Unterstützer Mumias im Präsidentschaftswahlkampf in den USA (zusammengestellt aus Emails des International Action Center und des Workers World News Service)
10. August 2000; Klaus von Raussendorff
 
 

Tausende von jungen Leuten strömten am 1. August in die Straßen von Philadelphia, umringten die Busse der Delegierten des Wahlparteitages der Republikaner, blockierten Straßenkreuzungen und behaupteten mutig ihre Stellung gegen schwer bewaffnete Polizei. "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden, bis Mumia frei kommt", ertönte es immer wieder bei größeren und kleineren Aktionen im Zentrum von Philadelphia, die gegen 15 Uhr 30 begannen und auch während der Stoßzeit bis in den Abend andauerten. Am Ende des Tages waren 470 Leute verhaftet worden.

Die Hauptstadt des US-Bundesstaates Pennsylvania bot an diesem Tage ein Bild des krassen Gegensatzes: Drinnen, im First Union Center versammelten sich die Delegierten des Wahlparteitages der Republikaner, zu 97 Prozent Weiße, meist Reiche, Repräsentanten des rechtesten, rassistischten Flügels in den US. Das protzige, drehbuchmäßige Ausstattungsspektakel lief als kostenlose Werbesendung auf allen Fernsehkanälen. Üppige Bankette und Parties sorgten für Rummel dank großzügiger Spenden in Höhe von über 28 Millionen Dollars aus den Schatullen von Microsoft, General Motors, Lockheed-Boeing und anderen transnationalen Unternehmen und Banken.

Draußen trugen die Demonstranten Bilder von zwei Gefangenen in den Todeszellen der USA. Der eine war Shaka Sankofa (Gary Graham), den der Gouverneur von Texas George W. Bush, Präsidentschaftskandidat der Republikaner, am 22. Juni hatte hinrichten lassen. Der andere war Mumia Abu-Jamal, der im Todeszellentrakt von Pennsylvania auf seine Hinrichtung wartet. "Keine einzige Lynch-Hinrichtung mehr" stand auf dem Plakat. "George Bush ist für den Mord an Shaka Sankofa, einem unschuldigen Schwarzen, verantwortlich, " erklärte Larry Holmes vom Internationals Action Center. "Wir werden die Erinnerung an Shaka nicht verblassen lassen. Bush ist ein rassistischer Mörder. Die Todesstrafe ist eine Fortsetzung der Lynchjustiz in den USA. Wir werden Shaka in Erinnerung behalten und wir kämpfen, um unseren Bruder Mumia Abu-Jamal zu befreien."

An einer Stelle der Stadt umringten die Marschierer einen gescharterten Bus, der republikanische Delegierte von ihrem Hotel abholte. Mehr als zwanzig Minuten steckten die Delegierten im Pulk der Demonstranten fest.
Man konfrontierte sie mit der von George Bush und der Republikanischen Partei zu verantwortenden Bilanz des Rassismus, der Duldung des Ku-Klux-Klan und anderer Organisationen weißer Herrenmenschen, der Hinrichtungen und der Übergriffe gegen Gewerkschaften.

Die Medien hatten dem Todeskandidaten Shaka Sankofa landesweit Aufmerksamkeit geschenkt. Doch nach seiner lynchmordartigen Hinrichtung herrschte rundum Schweigen. Die Mächtigen hatten ihren Medien Mundhalten verordnet. George Bush, der auf legale Weise 138 Gefangene umgebracht hat, mehr als jeder andere Gouverneur in der Geschichte der USA, ist einer der ihren. Sein als Wahlslogan verkündeter "mitfühlender Konservativismus" ist das unentbehrliche Feigenblatt für rassistische, gegen die Lohnabhängigen gerichtete Politik, deren Vertreter er in Wirklichkeit ist. Texas hat mehr Arme als irgend ein anderer Bundesstaat. Es ist ein Staat des "Rechts auf Arbeit", was bedeutet, daß dieser Staat Gewerkschaftsvertretungen in Betrieben, Büros und auf dem Lande illegalisiert. Die Arbeiterbewegung nennt dies das "Recht auf Arbeit für weniger". Das peinlichst inszenierte Ereignis des Wahlparteitages, das der Republikanischen Partei einen warmen, duselig "mitfühlenden" Anstrich geben sollte, wurde durch die Proteste in den Straßen von Philadelphia als ein Festival derjenige bloßgestellt, die aus der Arbeit in den Gefängnissen Profit schlagen und eine Terroreinrichtung hochhalten, die ausschließlich für arme Leute reserviert ist: Die Todestrakte der USA, wo annähernd 4000 Menschen ihre Hinrichtung erwarten.

In Philadelphia hatte die Polizei 1981 den Todeszellenhäftling Mumia Abu-Jamal in ihre Fänge verwickelt. So tat sie es mit Hunderten von unschuldigen Afro-Amerikanern und Latinos, die erst kürzlich freigelassen wurden, nachdem das Netz von polizeilichem Fehlverhalten und unrechtmäßigen Verhaftungen in Gerichtsverfahren angefochten worden war. Anfang August herrschte in Philadelphia Ausnahmezustand. Über 400 Aktivisten wurden in den Gefängnissen Philadelphias physisch und psychisch mißhandelt für das "Verbrechen", gegen den industriell betriebenen Strafvollzug und gegen den rassistischen Republikanischen Parteitag zu protestieren und Freiheit für den politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal zu fordern.

"Die herrschenden Medien möchten angesichts der massiven und kämpferischen Demonstrationen der letzten Tage ein Bild der Ruhe und polizeilichen Zurückhaltung zeichnen, " sagte Sara Flounders vom International Action Center (IAC). "Doch was in den Straßen geschehen ist, und was nun in den Gefängnissen geschieht, besagt etwas anderes. Da gab es vorbeugende Verhaftungen, willkürliche Durchsuchungen von Autos und Personen sowie Versuche, das unabhängige Medienzentrum zu schließen. Die illegalen und verfassungswidrigen Maßnahmen der Behörden von Philadelphia werden nicht einfach hingenommen werden. Philadelphia ist eindeutig nicht die 'Stadt der brüderlichen Liebe' sondern die Stadt faschistischer Polizeitaktiken."

Die anti-rassistischen Organisationen der USA betreiben eine intensive Kampagne, um Sankofas Fall lebendig zu halten und die Wahlkampfreden des Serienkillers Bush, wo immer möglich, zu stören. So kam es am 10 Juli zu einer Unterbrechung der Rede von Bush vor der Nationalen Vereinigung zur Förderung Farbiger Menschen (NAACP) in Baltimore.
Unterstützer von Mumia Abu-Jamal und Gegner brutaler Polizeigewalt stellten Kontigente bei dem Marsch für Gesundheitsversorgung am 29. Juli, beim "Unity 2000 March" am 30 Juli und beim Marsch für wirtschaftliche Menschenrechte am 31 Juli. Nächster Termin ist der Wahlparteitag der Demokraten in Los Angeles. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Al Gore ist ebenso wie George Bush ein Verfechter der Todesstrafe. Diesselben Großunternehmen, die die Kassen der Republikaner füllen, leisten gleiche oder ähnliche Beiträge an die Demokraten. Beide Parteien stehen für das große Kapital. Unbeschadet einiger taktischer Differenzen zu Fragen der Innen- und Außenpolitik, unterstützten und betrieben beide Parteien die Blockade Kubas, den Krieg gegen Irak 1991 und anschließend zehn Jahre völkermörderischer Sanktionen sowie den Krieg gegen Jugoslawien.

 
Quelle:
Anti-Imperialistische Korrespondenz (AIK)
Redaktion: Klaus von Raussendorff
Postfach 210172, 53156 Bonn
Tel.&Fax: 0228 - 34.68.50
Email: raussendorff@home.ivm.de

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