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Grußwort an die Rosa Luxemburg Konferenz 2001 in Berlin
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In Bewegung! Ona Move! In den traditionell für ihre Kurzsichtigkeit und anti-intellektuelle Haltung bekannten Vereinigten Staaten von Amerika ist der Name Rosa Luxemburg für Millionen von Menschen kein Begriff. Noch weniger bekannt sind natürlich ihre Ideen oder ihre Lebenserfahrungen. Mit Ausnahme der (wenig gelesenen) Presse der radikalen Linken wird ihr Name auch nur von wenigen publiziert. Ich gehöre zu diesen Wenigen und kann im Grunde genommen die Texte, die ich von ihr und über ihren wichtigen Platz in der Welt und über ihre revolutionäre Geschichte gelesen habe, an meinen zehn Fingern abzählen. Wenn ich etwas von ihr lese, bin ich verblüfft von ihrer Brillanz. Sie hat mit einer Klarheit und Kraft geschrieben, daß auch ein Jahrhundert nach dem Abfassen ihrer Texte die Funken noch sprühen. Sie lehrt uns mit ihrem strahlenden Beispiel, daß wir treu zu unseren revolutionären Überzeugungen stehen müssen. Sie zeigt uns die Beschränktheit des Nationalismus gegenüber dem Ideal des Internationalismus auf. Sie hat uns damit Einblicke gewährt in ein besseres Verständnis von dem, was uns gleich macht in unserem Menschsein. Stellt euch vor, wie unsere Welt heute aussehen würde, wenn ihre Ideen gesiegt hätten! Es stimmt hoffnungsvoll, daß wir heute immer noch über diese Ideen nachdenken. Nehmt zum Beispiel, was sie über die Freiheit gesagt hat: »Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.« Mit diesem Leitsatz war Rosa Luxemburg immer dazu bestimmt, frei zu sein, selbst dann, als sie in Haft war. Sie war leidenschaftlich in ihrer Kritik an Reformisten oder an denen, die die Illusion der Veränderung einer wirklichen Veränderung vorziehen. In ihrem Werk »Reform oder Revolution« (1908) schrieb sie: "Wer sich daher für den gesetzlichen Reformweg anstatt und im Gegensatz zur Eroberung der politischen Macht und zur Umwälzung der Gesellschaft ausspricht, wählt tatsächlich nicht einen ruhigeren, sicheren, langsameren Weg zum gleichen Ziel, sondern auch ein anderes Ziel, nämlich statt der Herbeiführung winwe neuen Gesellschaftsordnung bloß unwesentliche Veränderungen in der alten." Betrachtet diese Gedanken auf dem Hintergrund der im vergangenen Jahr gelaufenen Präsidentschaftswahlen in den USA, die gezeigt haben, daß die amerikanische Demokratie in der Praxis nur wenig besser ist als Straßenraub. Hier wurden Millionäre mit Milliarden aus den Schatzkammern der Großkonzernen beschenkt, um herauszufinden, wer künftig den Präsidenten spielen soll. Und während mehreren Zehnmillionen Wählerinnen und Wählern zweifellos ihre Wahlchance genommen wurde, lief es im übrigen genauso wie in den Casinos und Glücksspielhallen, wo die Bank niemals verliert. Egal, wer gewählt wurde, die Konzerne haben gewonnen. Egal, wer gewonnen hat, die Armen, die Eingesperrten, die Menschen in den Ghettos und Barrios haben verloren. Amerika ist und bleibt das Gefangenenhaus der Nationen, der Schlachthof - und das Empire des Kapitals. Wir sehen also, daß die Worte von Rosa Luxemburg immer noch ihrem wesentlichen Inhalt nach zutreffen - ein Jahrhundert später.
Ich danke euch.
Mumia Abu-Jamal |
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