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Sich fügen heißt lügen ! (E.Mühsam)
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An den scheidenden Präsidenten der USA Bill Clinton und an den neuen Präsidenten der USA wurde durch die Erich-Mühsam-Gesellschaft in Lübeck folgender Text übermittelt: Sehr geehrter Herr Präsident, die Erich-Mühsam-Gesellschaft wird im Mai 2001 den mit 5.000 DM dotierten Erich-Mühsam-Preis an Mumia Abu-Jamal vergeben, der seit 18 Jahren unschuldig in der Todeszelle in Philadelphia einsitzt. Erich Mühsam, nach dem der Preis benannt ist, hat sich sein Leben lang für Entrechtete und politisch Verfolgte eingesetzt und ist bereits 1934 von den Nazis brutal ermordet worden. Mit der Preisvergabe an Mumia Abu-Jamal ehren wir sein Engagement für die stimmlosen Minderheiten und sozial Benachteiligten. Wir bitten Sie, dem zum Tode Verurteilten einen neuen fairen Prozeß zu ermöglichen, damit die erweiterte Beweislage seine Unschuld zeigen kann. Unsere Gedanken für Erich Mühsam Der Schriftsteller Erich Mühsam wurde am 6.4.1878 in Berlin geboren. Über seine Jugendzeit, die barbarischen Erziehungsmethoden seines Vaters, schrieb Erich Mühsam: "Es steigt etwas wie Haß in mir auf, wenn ich daran zurückdenke, wenn ich mir die unsagbaren Prügel vergegenwärtige, mit denen alles, was an natürlicher Regung in mit war, herausgeprügelt werden sollte". Jedoch, diese Erfahrungen brachten ihn nicht dazu, Härte und Brutalität zum eigenen Lebensinhalt werden zu lassen. Er gab an die Menschen nicht weiter, wozu ihn der Vater prägen wollte. Aus ihm wurde kein Diederich, kein willfähiger "Untertan", wie in Heinrich Manns Roman beschrieben. Der gesellschaftliche Verformungsprozeß konnte Erich Mühsam nicht erreichen. Seine vielfachen Leiden und Schmerzen prägten ihn zu dem Menschen, den ein Freund so beschrieb: "Wer ihn aber kannte, wußte, daß er der gütigste, hilfsbereiteste und dabei für seine eigene Person zugleich selbstloseste Mann war, den man sich vorstellen konnte." Gerade diese selbstlose Freundlichkeit aber war es, welche ihn zum unerbittlichen Kämpfer für Recht und Freiheit bestimmte und seinen gesamten Lebensweg zeichnete. Unüberhörbar wurde seine Stimme gegen das Wettrüsten zum ersten großen Krieg. Seine und seiner Freunde Versuche alle europäischen Linken gegen den I. Weltkrieg zu vereinen, wurden von den kaiserlichen Schergen mit Internierung bestraft. SPD-Büttel der Weimarer Regierung verurteilten ihn wegen seiner Teilnahme an der Münchner Räterepublik zu 15 Jahren Festungshaft. Bei der vorzeitigen Entlassung am 22.12.1924 wurde er von tausenden Arbeitern jubelnd begrüßt. In den Folgejahren war seine Arbeit u.a. von der ständigen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Parteien geprägt. Öffentlich setzte er sich für die Freilassung der amerikanischen Arbeiter Sacco und Vanzetti ein und schrieb hierzu das Theaterstück Staatsräson. Es wurde in Berlin uraufgeführt. Ein weiteres Schauspiel - Judas - erschien in Mannheim, wo es vor 5000 Arbeitern gespielt wurde. Außerdem: Unermüdlich agitierte und kämpfte Erich Mühsam in dieser Zeit gegen den aufkommenden Braunen Unrast, der von Anfang an die Zukunft Deutschlands und der Welt bedrohte.
Erich Mühsam und Mumia Abu-Jamal zeigten und zeigen uns, daß Freiheit kein Geschenk ist, das wir ohne eigenes Zutun erhalten. Es gilt mehr denn je, Freiheit als eine besondere Eigenschaft zu sehen und zu erwerben. Sie lebten und leben uns die Freiheit des Denkens und des Handelns vor, indem sie die ganze Verantwortung für ihre Wahrheit übernommen haben. Sie zeigen uns, daß das Erkennen von Wahrheit vorbehaltloses Engagement und ein bedingungsloses Handeln ohne Einschränkung fordert. Daß aber zugleich aus dieser Entscheidung heraus eine Kraft erwachsen kann, die unbegrenzt ist. Viele Preise werden im Jahresverlauf vergeben. Häufig fragen wir uns, wozu und warum und nur allzu oft wissen wir auch, daß nicht Leistungen, sondern politische Meinungen ausgezeichnet werden. Preisgeber und Preisnehmer erledigen in stiller Übereinkunft ein Geschäft, das vielfach nicht von Wissen und Können, sondern von Profit und politischem Vorteil bestimmt wird. Mit der Verleihung des Erich Mühsam-Preises für Mumia Abu-Jamal wurde ein Mann im Namen eines anderen Mannes ausgezeichnet, die beide auf diese Verleihung stolz sein können. |
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Quelle: Gruppe "Freiheit für Mumia Abu-Jamal" e.V. Heidelberg Siehe auch: Verleihung des Erich-Mühsam-Preises an Mumia Abu-Jamal am 27. Mai 2001 in Lübeck Pressemitteilung 04.04.2001 |
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