In einer dramatischen Pressekonferenz ist das neue Verteidigungsteam des zum Tode verurteilten afroamerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal am Freitag (Ortszeit) im Federal Building von Philadelphia vor die Öffentlichkeit getreten und hat Dokumente präsentiert, die zum ersten Mal belegen, daß ihr Mandant im Juli 1982 unschuldig zum Tode verurteilt worden ist. Der Berufskiller Arnold R. Beverly gesteht darin, daß er den Polizisten Daniel Faulkner 1981 im Auftrag der Unterwelt ermordet hat.

Abu-Jamal war vorgeworfen worden, am 9. Dezember 1981 in Philadelphia den Polizeibeamten Faulkner erschossen zu haben, als dieser Abu-Jamals Bruder William Cook auf offener Straße mißhandelte. Abu-Jamal selber hatte damals eine schwere Schußverletzung davongetragen und nur knapp überlebt.

Im ersten Verfahren hatte Abu-Jamal sich nicht zum Tatvorwurf geäußert, weil er die meiste Zeit vom Verfahren ausgeschlossen war. Richter Albert Sabo, der als »Staatsanwalt in Richterrobe« berüchtigt war, hatte den Vorsitz geführt und das Verfahren in ein politisches Tribunal gegen den Angeklagten verwandelt, weil dieser früher Mitglied der Black Panther Party war und danach bis zu seiner Verhaftung den Rassismus der Polizei von Philadelphia in seinen beliebten Radiobeiträgen gebrandmarkt hatte.

Seit 1992 hatten die ersten wirklichen Verteidiger von Abu- Jamal, das Team um Leonard Weinglass und Dan Williams, Fakten zusammengetragen, nach denen die einzigen belastenden Aussagen gegen Abu-Jamal von Zeuginnen stammten, die von der Polizei massiv unter Druck gesetzt und zu Falschaussagen gezwungen worden waren. Der öffentliche Widerruf ihrer Aussagen hatte allerdings die amerikanische Justiz nicht dazu gebracht, dem Antrag auf Wiederauffnahme des Verfahrens im Jahr 1995 stattzugeben.

Seit vergangenem Jahr wird nun die Entscheidung des Richters William H. Yohn Jr. vom Bundesbezirksgericht in Philadelphia erwartet, der als letzte gerichtliche Instanz eine öffentliche Anhörung dazu durchführen kann, in der endlich die entlastenden Beweise Einzug in die Gerichtsakten finden würden.

In dieser Situation sah sich Abu-Jamal vor wenigen Wochen dazu gezwungen, sein bisheriges Anwälteteam von seinem Mandat zu entbinden (jW berichtete). Das neue Team stellte sich nun mit brisanten Aussagen der Öffentlichkeit vor: Es sind der britische Strafverteidiger Nicholas R.D. Brown, Marlene Kamish aus Chicago, Eliot Lee Grossman aus Los Angeles und J. Michael Farrell aus Philadelphia. Bei den nun präsentierten Dokumenten handelt es sich um die Einlassung von Abu-Jamal und eidesstattlichen Versicherungen von Abu- Jamals Bruder und eben von Arnold R. Beverly.

Abu-Jamal beschreibt erstmals minutiös die Vorgänge des 9. Dezember 1981 aus seiner Sicht und erklärt: »Ich habe den Polizisten Daniel Faulkner nicht erschossen. Ich hatte mit seiner Erschießung nichts zu tun. Ich bin unschuldig.« William Cook betont in seiner Erklärung: »Mein Bruder Mumia Abu- Jamal hatte nichts zu tun mit den Schüssen auf den Polizisten oder mit seiner Tötung.« Arnold R. Beverly schließlich gesteht in seiner Erklärung den Mord an Faulkner und sagt, er sei als Berufskiller »zusammen mit einem weiteren Typen« von Kreisen der Unterwelt angeheuert worden, den Beamten zu beseitigen. Dieser habe »das Zahlen von Bestechungsgeldern für die Duldung und Nichtverfolgung illegaler Prostitution, Glücksspiel, Drogenhandel in den Innenstadtbezirken« gestört, in denen er Dienst tat. Auf Abu-Jamal sei von einem anderen Polizisten geschossen worden, nachdem er, Beverly, Faulkner bereits »aus nächster Nähe ins Gesicht geschossen hatte«.

In einer ersten Stellungnahme hat die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Philadelphia, Cathie Abookire, die eidesstaatliche Erklärung von Beverly am Wochenende als »lächerlich« und »erfunden« bezeichnet.