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Wer ist Mumia Abu-Jamal?
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Mumia Abu-Jamal war Radiojournalist in Philadelphia und während der Amtszeit des berüchtigten rassistischen Bürgermeisters Frank Rizzo (1972-1980) als die "Stimme der Stimmlosen" bekannt. Er war Träger des Armstrong-Preises für Radiojournalismus und stand 1981 auf der Liste der "Leute mit Zukunft" der Zeitschrift Philadelphia. Er war Präsident der Vereinigung Schwarzer Journalisten in Philadelphia und war bis zu seiner Verhaftung nicht vorbestraft. Am 9. Dezember 1981 wurde Jamal in Philadelphia von einem Polizeibeamten angeschossen, als er gegen vier Uhr morgens auf eine Polizeikontrolle stieß, bei der der später getötete Polizist auf Jamals Bruder einschlug. Der Polizeibeamte wurde ebenfalls angeschossen und erlag seinen Verletzungen. Zeugen sahen ein oder mehrere Männer vom Tatort weglaufen. Der schwer verwundete Jamal wurde von den am Tatort eintreffenden Polizisten heftig geschlagen, bevor er ins Krankenhaus gebracht wurde und später des Mordes angeklagt. Jamals Bruder sowie ein anderer Zeuge, der ebenso wie Jamals Bruder Jamals Unschuld bezeugte, wurden von der Polizei drangsaliert und aus Philadelphia vertrieben. Weitere Zeugen änderten ihre ursprünglichen Aussagen; in ihren späteren Aussagen beschuldigten sie Jamal der Tat und bekamen dafür wichtige behördliche Vergünstigungen. Außerdem trug der getötete Polizeibeamte den Führerscheinantrag eines dritten Mannes, den er an sich genommen hatte, bei sich, aber die Polizei wollte die Tat unbedingt Jamal anlasten. Jamal war Mitglied der Black Panther Partei gewesen und hatte später die radikale, in Philadelphia ansässige Öko-Organisation MOVE unterstützt. Er war eloquenter Kritiker der gewalttätigen Übergriffe der Polizei gegen die ethnischen Minderheiten in Philadelphia, die derart brutal waren, daß das US-Justizministerium eine Klage gegen die Stadt anstrengte. Das FBI und die örtliche Polizei hatten Jamal wegen seiner Kritik an ihren Praktiken schon als Jugendlichen überwacht und im Lauf der Zeit Hunderte von Aktenseiten über ihn angelegt. Die Anklage gegen Jamal wurde bald in Zweifel gezogen und so brachte die Polizei zwei Monate nach der Schießerei plötzlich die haltlose Behauptung in Umlauf, Jamal habe im Notaufnahmeraum des Krankenhauses "gestanden". Die anwesenden Beamten hätten damals nur vergessen, dies zu erwähnen oder in ihren Berichten festzuhalten! Aber den schriftlichen Polizeiberichten und der Aussage des Notaufnahmearztes zufolge hatte Jamal keinerlei Aussagen gemacht. Jamal wurde dann für den größten Teil seines Prozesses von seinem eigenen Verfahren ausgeschlossen, weil er gegen seine Vertretung durch einen nicht vorbereiteten, vom Gericht bestellten Anwalt (dem später die Anwaltslizenz entzogen wurde) protestierte. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen fast alle schwarzen Geschworenen Einspruch - bis die Jury fast ausschließlich aus Weißen bestand. Der Verteidigung wurde wichtiges Beweismaterial vorenthalten, während gleichzeitig die Polizei nicht in der Lage war, nachzuweisen, daß die Kugel, die den Polizisten getötet hatte, aus Jamals Waffe stammte. Die Politik hinter dieser Justizfarce wurde klar, als der Staatsanwalt sich in seinem Plädoyer für die Todesstrafe auf revolutionäre Äußerungen bezog, die Jamal zehn Jahre zuvor als Sechzehnjähriger und Mitglied der Black Panther Partei gemacht hatte. Der Jury wurde suggeriert, sie habe hier einen gewalttätigen schwarzen Revoluzzer vor sich. In den Anhörungen zu einem neuen Verfahren sagte eine Zeugin, die im ersten Verfahren zuungunsten Jamals ausgesagt hatte, sie habe damals gelogen, weil die Polizei sie unter Druck gesetzt habe. Zur Vergeltung für diese Aussage wurde sie wegen einer alten Anklage in einem anderen Bundesstaat vom Zeugenstand weg verhaftet. Das Oberste Gericht des Bundesstaats Pennsylvania (7 gewählte Richter, von denen 5 bei den Richterwahlen von der militanten Polizeigewerkschaft FOP unterstützt wurden) entschied dann gegen ein neues Verfahren. Jamal hat jetzt an ein Bundesgericht appelliert, ein neues Verfahren anzuordnen. Aber aufgrund eines Gesetzes von 1996 müssen die Bundesrichter bei ihren Neubewertungen von der Richtigkeit der Entscheidungen der Staatsgerichte ausgehen! Gerade aus Gründen wie diesen sind die Einmischung der US-Bevölkerung selbst sowie internationaler Druck erforderlich, um Gerechtigkeit zu erzwingen. Während der letzten 17 Jahre war Jamal für 23 Stunden am Tag allein in einer Zelle eingesperrt und durfte keinen physischen Kontakt mit seiner Familie haben. Seine vertrauliche Verteidigerpost wurde geöffnet und von den Gefängnisbehörden kopiert. Er wurde in Sonderhaft gesteckt, weil er das Buch ...aus der Todeszelle geschrieben hatte. Es ist Journalisten immer noch verboten, ihn zu filmen oder Interviews mit ihm aufzunehmen. Wie Jamal selbst es ausgedrückt: "Sie wollen mich nicht nur töten, sie wollen mich zum Schweigen bringen." In Mumia Abu-Jamals Fall konzentriert sich die gesamte Atmosphäre der fortdauernden Rassendiskriminierung, der Ausweitung der Todesstrafe, der politischen Verfolgung von Kritikern und Dissidenten, der besorgniserregenden Po-lizeibrutalität und der immer stärkeren Einschränkung der Bürgerrechte in den USA. Nur ein neues Verfahren für Mumia Abu-Jamal kann einen neuen Justizmord à la Sacco und Vanzetti (1927), à la Ethel und Julius Rosenberg (1953) verhindern! |
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Quelle: Von der Website der Solidaritätsgruppe Heidelberg: http://www.heidelberg-guide.de/mumia/ Siehe auch:
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