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Mumia Abu-Jamal wurde am 24. April 1954 in Philadelphia geboren und auf den Namen Wesley Cook getauft.
Als er am 9. Dezember 1981 festgenommen und des Mordes an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner aus Philadelphia angeklagt wurde, war Mumia Abu-Jamal als bekannter afroamerikanischer Journalist in Philadelphia tätig und politisch aktiv. Er war Präsident der Ortsgruppe der Association of Black Journalists von Philadelphia und wurde in der Januarausgabe der Zeitschrift Philadelphia Magazine von 1981 als ein Mann bezeichnet, "auf den man 1981 sein ganz besonderes Augenmerk richten sollte".
In der Zeit von 1970 bis 1981 war er ein namhafter und hochgeachteter Journalist und wurde mit dem Peabody Award ausgezeichnet. Durch seine Berichterstattung bei Public National Radio, Mutual Black Network, National Black Network und in seiner eigenen Talkshow auf WUEY-FM hatte er sich als "Die Stimme der Unterdrückten" einen Namen gemacht.
Seit seiner Jugend war Mumia Abu-Jamal politisch engagiert. Im Alter von vierzehn Jahren wurde er geschlagen und festgenommen, als er während des Präsidentschaftswahlkampfes gegen eine Wahlveranstaltung von George Wallace protestierte. Im Herbst 1968 trat er der Ortsgruppe der Black Panther Party von Philadelphia als Gründungsmitglied und Leiter der Informationsabteilung bei. Im Sommer 1970 arbeitete Jamal bei der Black-Panther-Zeitung in Oakland, Kalifornien, und kehrte kurz nach den Polizeirazzien gegen die drei Büros der Black Panther Party in Philadelphia in seine Heimatstadt zurück.
Im Rahmen seiner journalistischen Arbeit in den siebziger Jahren veröffentlichte er einige Beiträge, in denen er das Philadelphia Police Department und die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Rizzo scharf kritisierte. Dadurch wurde er auch in diesen Kreisen zu jemandem, über den es hieß, man müsse sein "ganz besonderes Augenmerk auf ihn richten".
Er widersprach Bürgermeister Rizzos Darstellung der Belagerung des Hauses der MOVEOrganisation im Stadtviertel Powelton Village durch über 600 schwerbewaffnete Beamte. Sein unermüdliches, wortgewandtes Eintreten für MOVE führte dazu, daß ihm seine Anstellung beim Rundfunk gekündigt wurde. In der Folge arbeitete er nachts als Taxifahrer, um seine Familie zu ernähren.
Auch in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember 1981, als er von der Polizei durch einen Schuß verletzt, dann zusammengeschlagen und schließlich des Polizistenmordes an Daniel Faulkner angeklagt wurde, war er gerade mit dem Taxi unterwegs gewesen. Bereits nach sechs Monaten stellte man ihn vor Gericht; schon am 3. Juli 1982 wurde er des Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Vorsitz hatte der wegen seiner verhältnismäßig häufigen Todesurteile berüchtigte Richter Albert Sabo.
Jamals Berufungsantrag an den Obersten Gerichtshof von Pennsylvania wurde im März 1989 abgelehnt, die Überprüfung seines Urteils durch das Oberste Bundesgericht der USA in Washington gar nicht erst zugelassen.
Dreizehn Jahre lang war Mumia Abu-Jamal im Todestrakt des Gefängnisses von Huntingdon gefangen. Im Januar 1995 wurde er in den Todestrakt des neuen Hochsicherheitsgefängnisses von Waynesburg, Greene County verlegt. Anfang Juni 1995 unterschrieb der neue Gouverneur von Pennsylvania, der Republikaner und verdiente Scharfschütze im Vietnamkrieg Thomas Ridge, den ersten Hinrichtungsbefehl gegen Jamal. Als Hinrichtungstermin wurde der 17. August 1995 festgesetzt. Ridge, der durch die illegale Öffnung der Anwaltspost von den geplanten Schritten der Verteidiger wußte, war damit dem kurze Zeit darauf gestellten Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens zuvorgekommen.
Jamal und sein Verteidigungsteam rügten darin zweiundzwanzig Verletzungen von Grund- und Verfahrensrechten, zu denen es im ersten Prozeß gekommen war. Ziel der Wiederaufnahme des Verfahrens ist es, das Todesurteil aufzuheben und die Unschuld Jamals zu beweisen.
Zur Überprüfung des Wiederaufnahmeantrages fand im Juli und August 1995 eine mündliche Anhörung statt - unter Vorsitz von Richter Albert Sabo. Die Verteidigung präsentierte neue Beweise und Zeugenaussagen, während weltweit für Freiheit und Leben von Mumia Abu-Jamal und gegen die rassistische Todesstrafe demonstriert wurde. Nur wenige Tage vor dem Hinrichtungstermin, am 10. August 1995, wurde schließlich der Hinrichtungsbefehl ausgesetzt, bis die Gerichte über den Wiederaufnahmeantrag entschieden haben.
Richter Sabo lehnte den Antrag in erster Instanz erwartungsgemäß ab. In der Folgezeit gelang es der Verteidigung, in mühsamer Kleinarbeit weitere entlastende Beweismittel aufzuspüren.
Stärkstes Argument für die Dringlichkeit eines neuen Prozesses dürfte die Tatsache sein, daß zwei ehemalige Belastungszeuginnen mittlerweile öffentlich ihre Aussagen zurückgenommen und bestätigt haben, daß sie diese Aussagen erfunden nur auf massiven Druck durch Polizeibeamte gemacht haben. Diese neuen Aussagen liegen zusammen mit dem Berufungsantrag im Antragsverfahren für die Wiederaufnahme mittlerweile zur Überprüfung beim Bundesbezirksrichter Yohn in Philadelphia zur Entscheidung. (Stand März 2001).
Mumia Abu-Jamal selber führt seinen Kampf nicht nur juristisch, sondern auch als Journalist und Schriftsteller von der Todeszelle aus. Seine Beiträge erschienen nachweislich in mindestens vierzig Zeitungen in den Vereinigten Staaten, Europa und in anderen Teilen der Welt. Im Januar 1991 wurden seine Anmerkungen zum Leben im Todestrakt und der Bedeutung und den Konsequenzen des Falls McCleskey im Yale Law Journal veröffentlicht.
Seine im Sendeplan von National Public Radio für die Sendung All Things Considered vorgesehenen Beiträge mit dem Titel "Live from Death Row", die das Leben hinter den Gittern von Huntingdon beschreiben, wurden 1994 überraschend kurzfristig aus dem Programm genommen. Sie hatten eine heftige Kontroverse ausgelöst und in den gesamten USA zu intensiven Auseinandersetzungen über die Zensur und die Todesstrafe geführt.
Ein Jahr später erschienen seine Essays unter dem Titel "Live from Death Row" zuerst in den USA, dann auch in Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal und Italien. Aus diesen Texten entstand auch eine interaktive CD-Rom.
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