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30.3 Mumia Abu-Jamal
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Mumia Abu-Jamal war Mitglied der Black Panther Party in der Region Philadelphia/ Pennsylvania. Er wurde von der BPP im Medienbereich ausgebildet und arbeitete im Informationsministerium der Partei. Etwa 1971 oder 1972 trat er aus der BPP aus. Mumia in einem Interview etwa 1992: "... ich war der Auffassung, dass es nicht meine Funktion war, und dass ich nicht Mitglied der Partei geworden war, um andere Panther zu bekämpfen. Ich finde es richtig, das System zu bekämpfen".
Mumia begann über die Lage der schwarzen Communities in Philadelphia zu schreiben und baute ein wöchentliches Radioprogramm auf, das in den schwarzen Communities ausgestrahlt wurde. Auf die Frage der InterviewerInnen, ob Journalismus für ihn ein Weg war, um politische Ziele zu verwirklichen: "In einem gewissen Mass stimmt das. Ich glaube, dass es in dem Mass zutreffend ist, als dass Journalismus ein Mittel ist, um das Bewusstsein von Menschen zu verändern und ihnen Erkenntnisse zu vermitteln, sowie ihnen die Bestätigung dafür zu geben, dass ihr Leben einen Wert und einen Sinn hat. Wenn man die Tagespresse liest oder die Programme der normalen weissen Radiostationen und Fernsehsender hört, wird dir ein verzerrtes Bild vom Schwarzen Leben vermittelt. Aber wenn die Medien und die Propaganda dazu benutzt werden, um die positive Seite von Menschen wiederzugeben, die sich gegen ihre Unterdrückung wehren und um deutlich zu machen, dass jedes Menschenleben unabhänig von der ökonomischen Stellung eines Menschen einen Wert hat, dann ist das an sich revolutionär. Diese Art von Bewusstsein war es, die mich zum Journalismus brachte. ..." (62)
Als das FBI 1977/8 seine Angriffe auf die MOVE-Bewegung in Philladelphioa eskalierte und alle Medien die MOVE-AktivistInnen als Teufel darstellten, machte Mumia schreibend und sprechend die Polizeiangriffe öffentlich bekannt und liess die MOVE-AktivistInnen zu Wort kommen. Er tat dies im Sinn einer Stellungnahme gegen die Polizei- und Medienmethoden, die er kurz zuvor auch in der Black Panther Party erfahren hatte. Seine ersten Eindrücke von MOVE selbst waren angesichts seines "quasi-sozialistischen Hintergrunds ... ausgesprochen negativ", wie Mumia im Interview sagt. Seine Berichterstattung war so einsame Spitze, dass er von vielen Radiostationen als MOVE-Aktivist eingeordnet oder gar "Mumia Africa" genannt wurde - "obwohl das einfach nicht stimmte. Ich war nur ein Journalist, der eng mit seinen Subjekten zusammenarbeitete." Schliesslich habe ihn zu MOVE hingezogen, dass diese Organisation "trotz der aussergewöhnlichen Härte und Brutalität der Repression weiterhin Widerstand leistete. ... Stärke und Zusammenhalt sind anziehend". (Mumia im Interview)
Durch seine Berichterstattung wurde Mumia zur Zielscheibe der Polizei von Philadelphia. Er wurde oft von Polizisten beschimpft, an denen er auf dem Weg zur Arbeit in der Radiostation vorbeigehen musste, und er bekam Morddrohungen. Schliesslich wurden Mumia und ein Brother in Philadelphia von Polizisten angegriffen; Mumia wurde lebensgefährlich angeschossen (62), ein Polizist getötet.
Mumia wurde wegen angeblichen "bewaffneten Raubüberfalls und Polizistenmordes" angeklagt. Mumia im Interview: "Der Staat hat mit voller Absicht überwiegend weisse, vorwiegend ältere Geschworene für meien Prozess ausgesucht, die zum größten Teil aus dem Nordosten Philadelphias - einem sehr weissen Stadtteil - kamen. Einige der Geschworenen war mit Polizisten verwandt, andere sogar mit Polizisten befreundet. Und wenn Du dann noch den bewussten Auschluss von African Americans aus innerstädtischen Stadtvierteln beid er Geschworenenauswahl in Betracht ziehst, kann ich mir kein andere Ergebnis vorstellen." (62) Die Geschworenen verurteilen Mumia 1982 zum Tod, obwohl es keine Beweise gab. Das Todesurteil wurde mit Mumia's politischen Ueberzeugungen und Aktivitäten begründet, insbesondere seiner ehemaligen Mitgliedschaft bei den Black Panthers.
Seit mehr als 13 Jahren sitzt Mumia in Isolationshaft in den Todestrakten im US-Bundesstaat Pennsylvania. Alles seine Berufungsanträge wurden abgelehnt, unter anderem vom US-Supreme Court (höchstes Gericht der USA).
Zu beginn dieses Jahres wurde Mumia von Huntingdon in ein neuerbautes Hochsicherheitsgefängnis in Waynesburg verlegt, in den SCI Greene. Er liegt 800 km von Philadelphia - von seinen FreundInnen - entfernt. In Greene sollen alle 185 Gefangenen der Todeszellen in Pennsylvania in einem Todestrakt konzentriert werden. Mit der Verlegung verlieren Mumia und die anderen Gefangenen alle erkämpften Bedingungen, wie z.B. Radio und gewollte Bücher. (52) Mumia ist 23 Stunden am Tag in Isolationshaft in seiner Zelle. Seine Besuchsregeln wurden verschärft.
Mumia hat auf Grund seiner Reportagen grosse Sympathien in der schwarzen Oeffentlichkeit der USA. der überregionale Washingtoner Sender National Public Radio (NPR), für den Mumia schon vor seiner Verhaftung gearbeitet hatte, räumte seinen Beiträgen ab Mai 1994 einen festen Sendeplatz ein. NPR gehörte zu den wenigen Medien in den USA, die den Anschein der Unabhänigkeit gewahrt hatten. (52)
Teile der Republikanischen Partei und die rechtsgerichtete Polizeigewerkschaft Fraternal Order of Police in Pennsylvania reagierten darauf mit einer Kampagne für die rasche Unterzeichnung und Durchführung des Hinrichtungsbefehls. Das deutsche Nachrichtenmaganzin der "Spiegel" erklärte am 23.5.94, die Sendungen bei NPR würden Mumia noch mehr Sympathien eintragen. Wenige Tage nach dieser Erklärung zog die Leitung des NPR die Zusage an Mumia zurück. (51)
Die Kongress- und Gouverneurswahlen vom 8. Nov. 1994 machten deutlich, dass die reaktionären Kräfte (gegen Abtreibung, für vermehrte Todesstrafe) in der weissen US-Bevälkerung AnhängerInnen gewonnen haben. Robert Dole, Wortführer der Hetzkampagne gegen Mumia und das NPR, ist jetzt Sprecher der republikanischen Mehrheit im Senat und wird 1996 Präsidentschaftskandidat gegen Clinton sein. Auf Grund von Bill Clintons "Crime Bill" wird der Polizei- und Gefängsnisapparat schon jetzt ausgebaut und 47 weitere Delikte sind in den Todesstrafenkatalog aufgenommen.
Auf der neugewählte, republikanische Gouverneur von Pennsylvania, Thomas Ridge, gehört zu den Reaktionären. Drei Wochen nach seiner Amtseinführung kündigte er an, dass er bald mit der Unterzeichnung von 60 Hinrichtungsbefehlen beginnen werde. Laut Weinglass steht Mumia's Name an der fünften Stelle der Hinrichtungsliste. (52)
Das Verteidigungskomitee ist ddarauf vorbereitet, im Fall der Unterzeichnung sofort die Wiederaufnahme des Verfahrens und die Ueberprüfung des Strafmasses zu beantragen. Es musste alle ZeugInnen des Prozesses von 1982 wieder ausfindig machen und Sachverständige finden.
Doch der Gouverneur ist nach geltender Rechtslage nicht verpflichtet, mit der Vollstreckung des Hinrichtungsbefehls zu warten, bis über den Antrag entschieden ist. Laut einem Brief von Politischen und Kriegsgefangenen in den USA hat Gouverneur Ridge angekündigt, die Gefangenen innerhalb von 30 Tagen nach der Unterzeichnung hinzurichten ! (52)
[...]
An einem ersten Aktionstag im März gab es Aktionen vor US-Botschaften, -Konsulaten und anderen US-Einrichtungen (52)
Freilassung von Mumia Abu-Jamal !
(51) Auszug aus Bulletin No. 5 von "Freedom Now" von Archiv '92, in: Angehörigen-Info 159, 1.12.1994 |
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Aus: Schwarzer Widerstand und Befreiungsbewegung seit dem 17. Jahrhundert in den USA; April 1995; Seite 128-130 Siehe auch:
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