Eines Morgens wachst du auf und stellst fest, daß du etwas bekommen hast, das du nicht haben wolltest ... zweimal lebenslänglich plus sieben Jahre. Diese graugrünen Stahlgitter, diese kalten Betonwände, diese endlosen Stacheldrahtspiralen, diese Stahltüren, die von nirgendwo nach nirgendwo führen, diese düsteren und unmenschlichen Korridore sind nun deine Welt. Dies ist nun dein Platz, sagen sie dir, bis zum Jahr 2041. Nicht einmal lebenslänglich, sondern zweimal. Hintereinander. Plus sieben Jahre, natürlich weil ich 1978 versucht habe auszubrechen, um nicht ermordet zu werden, aber darauf komme ich später noch zu sprechen.
Ich sage mir: sei froh, daß du nicht dreimal lebenslänglich bekommen hast, Leonard. Immerhin hättest du anstatt zwei Menschen nicht umzubringen auch drei Menschen nicht umbringen können! Dann hätten sie dir aber richtig den Kopf gewaschen! Genau, Leonard, zweimal lebenslänglich plus sieben Jahre ist doch noch sehr, sehr mild für das schwere Verbrechen, unschuldig zu sein.
Es läßt sich nicht sagen, wie lange ich tatsächlich noch hier sein werde. Irgendwann habe ich in Tagen gezählt, dann in Wochen, in Monaten, in Jahren. Jetzt zähle ich in Dekaden. Zwei Dekaden habe ich schon hinter mir. Muß ich noch zwei hier bleiben? Drei? Vier? Es scheint, die Rechnerei wird einfacher, je härter die Zeit wird.
Hier drinnen können dir verrückte Gedanken kommen. Zum Beispiel ... Wenn ich sterbe, werden sie dann meinen Körper in diese Zelle zurückbringen, damit ich meine zweite lebenslange Haftstrafe und diese sieben Jahre absitzen kann? Vielleicht hat man mich schon zurückgebracht, und ich habe es nur vergessen? Vielleicht bin ich bereits eine Leiche? Ein atmender Leichnam? Aber nein, nein. Ein Leichnam könnte sich nicht so über sich lustig machen. Irgendwie muß irgendwo irgendwas Lustiges an dieser ganzen Sache sein. Etwas verdammt Lustiges. Es muß ein wilder, universaler Streich sein, der mir da gespielt wird, ein echter Schenkelklopfer in einem dämonischen Himmel oder einer dämonischen Hölle.