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Ein Wettlauf
um Gerechtigkeit:
Freiheit für
Mumia Abu-Jamal! |
Das Jahr 2000 oder 2001 könnte das letzte im Leben des schwarzen Journalisten
und ehemaligen Aktivisten der Black Panther Partei Mumia Abu-Jamal
sein. Er wird beschuldigt, im Dezember 1981 während einer nächtlichen
Streitigkeit, bei der er seinem Bruder zu Hilfe kam, einen weißen Polizisten
ermordet zu haben.
Abu Jamal wurde am 3. Juli 1982 von einer fast ausschließlich weißen Jury
zum Tode verurteilt und sitzt nunmehr seit beinahe 18 Jahren in der Todeszelle.
Das Verfahren, in dem das Todesurteil über Abu-Jamal verhängt wurde, kommentiert
die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nach
Studium der gesamten Prozeßakten in einem 34-seitigen Bericht über Mumia
Abu-Jamal wie folgt: |
Das Verfahren, bei dem Mumia Abu-Jamal schuldig gesprochen und zum Tode
verurteilt wurde, verletzte die internationalen Mindestnormen für faire
Prozeßführung und die Verhängung der Todesstrafe. Amnesty International
ist der Meinung, daß dem Interesse der Gerechtigkeit am besten gedient wäre,
wenn Mumia Abu-Jamal ein neues Verfahren gewährt würde.
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Mumia Abu-Jamal ist nur einer von 3.600 Menschen in den Todestrakten
der USA, die dort auf ihre Hinrichtung warten. Seine Schuld ist alles
andere als erwiesen. Tatsache ist:
- die Polizei testete am Tatort weder Abu-Jamals legal registrierte
Waffe darauf, ob sie in letzter Zeit abgefeuert worden war, noch
untersuchte sie seine Hände auf Schmauchspuren - beides leicht durchzuführende
Routinetests, die die Überführung eines tatsächlich Schuldigen erleichtern.
- die Staatsanwaltschaft suggerierte der Jury, das Urteil, das sie fällen
würde, sei nicht endgültig - Abu-Jamal könne "wieder und wieder und
wieder" dagegen in Berufung gehen. Bisher jedoch wurden sämtliche Berufungen,
zuletzt vom Obersten Staatsgericht Pennsylvanias am 29. Oktober 1998, abgewiesen
- mit Verweis darauf, daß ja schon das erste Verfahren Abu-Jamals rechtmäßig
verlaufen sei!
- der Richter in Abu-Jamals Verfahren, Albert Sabo, hat im Verlauf seiner
Karriere 32 Menschen zum Tode verurteilt und damit mehr als doppelt
so viele Todesurteile gefällt als jeder andere Richter in den USA.
Nur 2 der 32 Verurteilten waren Weiße.
- Der Prozeß gegen Abu-Jamal war von einer Unzahl von Verfahrensfehlern
und einem nahezu vollständigen Versagen des vom Gericht bestellten Zwangsverteidigers
gekennzeichnet, der Abu-Jamal gegen dessen ausdrücklichen Willen vertrat.
Aber Mumia Abu-Jamal ist kein Einzelfall. Mehr als die Hälfte der Insassen
der US-Todestrakte sind "Farbige", mehr als 90 % sind arm; die meisten
können sich keine adäquate Verteidigung leisten, so daß sie eigentlich schon,
bevor sie überhaupt schuldig gesprochen sind, keine Bürgerrechte mehr genießen.
Während die Verbrechensrate im allgemeinen und die Zahl der Gewaltverbrechen
und Morde in den USA seit Jahren konstant zurückgeht, machen zynische
und gewissenlose Politiker das staatliche Töten von Menschen zum billigen Wahlkampfschlager.
Dabei wissen sie aus den amtlichen Statistiken genau, daß die Anwendung der
Todesstrafe und einer drakonischen Gesetzgebung die Häufigkeit von Verbrechen
nirgends in den USA in meßbarem Maß zurückdrängt.
Die Propagierung einer Strafgesetzgebung von mittelalterlicher Härte,
besonders aber der Todesstrafe, seitens der US-Politiker und der Medien ist
nichts als ein Geschäft mit der Angst, das keineswegs "Recht und Ordnung", sondern
der Manipulation von Menschen dient.
Mumia Abu-Jamal war seit frühester Jugend radikaler Gegner einer Politik, die
die Menschen in "Rassen" spaltet und die Angst "vor dem Verbrechen" schürt,
um sie um so leichter beherrschen zu können. Er trat mit 14 Jahren der Schwarzenorganisation
"Black Panther Party" bei, in der er zum prominenten Journalisten wurde. In
den siebziger Jahren machte er sich in seiner Heimatstadt Philadelphia einen
Namen als Radiojournalist, der in seinen Sendungen Rassismus und Polizeibrutalität
mit unnachgiebiger Schärfe angriff. Der Zwischenfall am 9. Dezember 1981, bei
dem Mumia Abu-Jamal selbst durch den Polizeibeamten Daniel Faulkner lebensgefährlich
verletzt wurde, bot Polizei und Behörden Philadelphias, einer der Hochburgen
des Rassismus in den USA, die ideale Gelegenheit, sich eines unbequemen Kritikers
zu entledigen. Es ist davon auszugehen, daß es diesen Kräften todernst damit
ist, Abu-Jamal hinzurichten und so endgültig zum Schweigen zu bringen.
Mumia Abu-Jamal hat nicht mehr viel Zeit. Die seit dem 23. Juni
2000 anstehende Verhandlung seines Falles vor dem 3. Bundesbezirksgericht in
Philadelphia ist vermutlich die letzte realistische Chance, eine Wiederaufnahme
seines Verfahrens zu erreichen. Wir kämpfen um das Leben Mumia Abu-Jamals, weil
hier ein Mann hingerichtet werden soll, weil er die falsche Hautfarbe hat und
der falschen Gesellschaftsklasse angehört, nicht weil er schuldig ist. Wir
kämpfen um das Leben Mumia Abu-Jamals, weil hier ein Mensch hingerichtet werden
soll, weil er den Mut hatte, öffentlich Rassismus und staatliches Unrecht anzuprangern.
Wir kämpfen um das Leben Mumia Abu-Jamals, weil der Staat kein Recht hat, Menschen
zu töten.
Schließt euch diesem Kampf an!
Was jede/r tun kann: Unterschreibt die an unseren Ständen ausliegenden Unterschriftenlisten,
in denen ein neues Verfahren für Mumia Abu-Jamal gefordert wird.
Informiert euch aus den drei Büchern Mumia Abu-Jamals "...aus der Todeszelle",
"Ich schreibe, um zu leben" und "All Things Censored" und dem Buch seines Anwalts
Leonard Weinglass über die Todesstrafe in den USA und den besonderen Fall Mumia
Abu-Jamals.
Schreibt an den zuständigen Richter: The Honorable Judge William H. Yohn, Jr.,
United States District Court, 1609 United States Courthouse 601 Market Street,
Philadelphia, PA 19106. Verlangt von unseren gewählten Abgeordneten, sich gegen
die Todesstrafe in den USA (und der Türkei!) und für das Leben Mumia Abu-Jamals
einzusetzen.
Und unsere Initiative freut sich über jede/n, der oder die Fragen oder Meinungen
beizutragen hat, weitere Informationen möchte oder bei uns mitarbeiten will.
Und schließlich: |
Tag
X: Kundgebung am amerikanischen Konsulat in Frankfurt
Im Lauf der
nächsten Wochen wird der erste Verhandlungstag vor dem 3. Bundesbezirksgericht
in Philadelphia stattfinden; dabei geht es um die Wiederaufnahme
des Verfahrens von Mumia Abu-Jamal. An diesem Tag wird auch Abu-Jamal
selbst vor Gericht erscheinen. Wann das genau sein wird, steht noch
nicht fest.
Es geht es für ihn um alles: ob die Beweise für seine Unschuld erstmals
gehört werden, ob er ein neues, faires Verfahren bekommt, und
ob er seine Freilassung erkämpfen kann. Wenn der Bundesrichter
ein neues Verfahren ablehnt, wird Mumia Abu-Jamal nach 18 Jahren
in der Todeszelle wahrscheinlich hingerichtet werden.
Zusammen mit anderen Solidaritätsgruppen rufen wir für den ersten
oder, falls die Frist zu kurz ist, spätestens für den zweiten Samstag
nach Beginn der Gerichtsverhandlung zu einer Demonstration
und anschließenden Kundgebung vor dem US-Konsulat in Frankfurt auf.
Informiert euch über den genauen Termin und Mitfahrgelegenheiten
unter der unten angegebenen Telefonnummer oder im Internet (www.mumia.de)!
Beginn
der Demonstration: 12.00 Uhr Frankfurt, Bockenheimer Warte (U-Bahn-Station)
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Kontakt:
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Freiheit für Mumia Abu-Jamal
Heidelberg Annette & Michael Schiffmann, In der Neckarhelle 72,
69118 Heidelberg;
(Tel/Fax: 06221/800313; E-Mail: mikschiff@poweronline.net
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