Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   24.05.2001 
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  Ist Mumia Abu-Jamal ein Vorbild für Jugendliche?
Tom Mathar aus Hamburg engagiert sich im »Bundesweiten Netzwerk der Schülerinnen und Schüler für Mumia Abu-Jamal«. jW sprach mit ihm (vom 16.05.2001)
 
 

F: Am Donnerstag veranstalten Sie einen Aktionstag für Mumia Abu-Jamal. Warum?

Die Aktion geht vom »Bundesweiten Netzwerk der Schülerinnen und Schüler für Mumia Abu-Jamal« aus, das seit Mitte Februar existiert und sich zur Aufgabe gemacht hat, Schüler und Jugendliche im ganzen Bundesgebiet über den Kampf um Freiheit für Mumia zu informieren. Mumia sitzt jeden Tag in der Todeszelle, und wir wollen viele Schülerinnen und Schüler für den Tag X mobilisieren.

F: Was ist der Tag X?

Das ist der erste Tag der öffentlichen Anhörung von Mumia vor dem Bundesbezirksgericht in Philadelphia und gleichzeitig sein erster öffentlicher Auftritt seit 1996. Mumia wird an diesem Tag von Bundesrichter Yohn angehört, der dann entscheidet, ob er ein neues Verfahren bekommt. Dieser Tag ist deshalb besonders wichtig, weil sich auf der ganzen Welt zeigen wird, wie viele Leute hinter Mumia stehen und wie viele gegen die Todesstrafe sind, gegen Rassismus und Staatsterrorismus.

F: Was passiert am Aktionstag?

Unsere Gruppe »Schüler Aktiv für Mumia« in Hamburg veranstaltet eine Demonstration. Die beginnt um 13.30 Uhr an der Jahn-Schule in der Bogenstraße. Von da aus gehen wir zum US-Generalkonsulat. Wir werden dabei unterstützt von den Hip-Hop-Bands Selma M.C. und Trainingslager Bounce System. Die beiden Bands werden freestylen und die Leute dazu animieren, laut zu sein und Parolen zu rufen wie »Free Mumia Now!« »They say Death Row - we say Hell o!« Die Demo soll Power und Swing haben, die Leute sollen vor dem Konsulat die Botschaft rüberbringen: Wir Jugendlichen fordern Freiheit für Mumia Abu-Jamal!

F: Was wissen Sie über Aktionen in anderen Städten?

In Berlin wird es eine Kundgebung geben, und - das freut uns besonders - in Darmstadt wird an diesem Tag um 16.30 Uhr am Luisenplatz auch eine Demo stattfinden, organisiert von einer jungen Gruppe, die sich gerade erst gebildet hat. In vielen Städten machen Schülerinnen und Schüler schon seit vergangener Woche Aktionen, sammeln Unterschriften, wie zum Beispiel in Lübeck, wo Mumia Abu-Jamal am 27. Mai den Erich-Mühsam-Preis bekommt.

F: Was bringt Jugendliche dazu, sich für Mumia einzusetzen?

Eine Schüler-Initiative für Mumia existierte bereits in zwei Städten, Berlin und Hamburg, beide sind etwa im Oktober 1999 entstanden. Dazu gebracht hat uns vor allem die klare Ungerechtigkeit, denn Mumias Unschuld ist eindeutig. Viele Jugendliche werden auch motiviert, für Mumia zu arbeiten, weil sie so für eine Sache arbeiten können. Viele Bewegungen gehen gegen etwas, z. B. gegen Nazis, gegen die Residenzpflicht oder gegen den Castor. Uns ist wichtig, daß wir konkret für eine Sache arbeiten - also für Mumias Freiheit, letztlich für sein Leben.

F: Sehen Sie Beziehungen zwischen diesem Kampf und der Situation in Deutschland?

Bei der Arbeit für Mumia wird man mit der Polizeibrutalität und Unterdrückung von ethnischen Minderheiten konfrontiert, und da entdeckt man natürlich schnell die Parallelen zwischen USA und Deutschland.

F: Sie haben schon den Erich-Mühsam-Preis erwähnt, den Mumia verliehen bekommt. Am 27. Mai erscheint auch seine Biographie auf deutsch. Sie haben das Buch bereits auf englisch gelesen und gesagt, Sie hätten es am liebsten sofort selbst übersetzt. Warum?

Das Buch hat mir einen Einblick in die Person Mumia gegeben, weniger in den Fall, weil dazu schon einiges veröffentlicht wurde. Das Buch ist besonders gut für Jugendliche geeignet. Das fängt schon mit der Sprache an, die ist einfach cool, das Buch hat Swing. Außerdem zeigt es, wie Mumia in jungen Jahren angefangen hat, aktiv zu werden. Er ist bestimmt ein Mensch, der schon früher erwachsen war als andere, er war mit 17 Jahren Vater und mit 15 politisch aktiv bei den Black Panthers. Er ist jemand, der einem Kraft gibt mit der Botschaft aus seiner Zeit als junger Black Panther: Meine Generation wird irgendwann das Sagen haben, und die Gesellschaft und die Politik werden keine andere Wahl haben, als sich mit uns abzufinden. Das ist Mumia Abu-Jamals Botschaft und die gibt Jugendlichen und Schülern Kraft.

Interview: Jürgen Heiser

 
Quelle:
Tageszeitung jungeWelt vom 16.05.2001

Mehr Info:
http://www.freiheitfuermumia.de/ - Internetseite, auf der auch die SchülerInnenseite zu finden ist.
http://www.atlantik-verlag.de/ - Homepage des Atlantik Verlages, welches die Biografie auf deutsch veröffentlicht.
http://www.mumiabooks.com/ - Die Bücher von und über Mumia auf english.

Weiterführende Links:
Anstoß zu neuen Aktionen
Bundesweites »Netzwerk der Jugendgruppen« für Mumia Abu-Jamal gegründet (09.03.2001)

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