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Protokoll des Gründungstreffens des Mumia-Netzwerks
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Mumia-Gruppen gibt es viele hierzulande, und das schon seit 12 Jahren, und ihre Aktionen sind vielfältig, zahlreich und oft aufsehenerregend gewesen. Demonstrationen, Konzerte, Unterschriftensammlungen, Lesungen, SchülerInnenstreiks und Gottesdienste, öffentliche “Hinrichtungsaktionen”, Trauerfeiern, begehbare Todeszellen und politische Adventskalender. Die Gruppen haben teils zusammen, teils unabhängig voneinander gearbeitet - und teilweise gab es große Meinungsverschiedenheiten. Angesichts der Bundesrichter-Entscheidung vom 18. Dezember 2001 fanden viele es notwendig, von alten Streitigkeiten abzusehen und eine bundesweite Vernetzung wieder aufzubauen. Es war ein historisches Ereignis - das kann man hinterher so richtig ohne Übertreibung sagen.
69 Leute aus 15 verschiedenen Städten waren gekommen und haben dann den ganzen Samstag zugehört, gesprochen, sich auf den Fluren und beim Essen und nachts noch in der Kneipe ausgetauscht, sie haben in 5 Workshops gearbeitet und diskutiert, Ideen gesammelt und Kontakte geknüpft oder vertieft. Es war konzentriert, höchst informativ und oft auch ziemlich lustig. Und am Sonntag wurden alle Ergebnisse zusammengetragen und ein neues Treffen beschlossen. Die Stimmung läßt sich ein wenig in zwei der vielen engagierten Statements aus der Schlußrunde zusammenfassen: "Das hat gerockt, kann ich nur sagen, es war echt cool hier mit euch allen, und wie gesagt: gebt niemals auf." und "Ich will uns allen sagen: Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen und auf das Beste hoffen. Wir werden den Mut nicht verlieren." Wir werden den Mut nicht verlieren und wir können den Kampf gewinnen, das war auch die Botschaft von Clark Kissinger aus New York, Mitbegründer von “refuse & resist!”, linksradikaler Journalist und einer der führenden Aktivisten der Mumia - Bewegung in den USA. Mit ihm führten der Journalist Victor Grossman aus Berlin und der Übersetzer Michael Schiffmann aus Heidelberg ein Telefon-Interview, das in den Saal übertragen wurde. Clark Kissinger wies darauf hin, daß im gegenwärtigen Klima von Krieg und Repression die Bedeutung und das Beispiel von Mumias Fall zunehmend größer würden. Trotz der vorläufigen Aufhebung des Todesurteils solle sich niemand der Illusion hingeben, Mumia könne nun nicht mehr hingerichtet werden. Tatsächlich gehe es jetzt nur um das Strafmaß und es gäbe immer noch zwei Möglichkeiten für Mumias Hinrichtung: Die erste sei, das Bundesberufungsgericht würde Yohn's Entscheidung aufheben - damit träte das Todesurteil wieder in Kraft. Die zweite sei: wenn es bei Yohns Entscheidung bliebe, so gäbe es, da Yohn die Anhörung aller Beweise für Mumias Unschuld in seinem Urteil verworfen habe, lediglich eine neue Strafmaßanhörung, die in ein erneutes Todesurteil für Mumia bedeuten könne. So hätten wir es nun mit der absurden Situation zu tun, daß bei beiden vorhandenen Varianten die Todesstrafe immer noch die wahrscheinlichste Option sei. Auf die Frage, ob Mumias Situation im Gefängnis wenigstens für den Moment besser sei, gäbe es leider nur ein großes Nein. So lange die Berufungen noch weitergingen, sei das 1982 verhängte Todesurteil nach wie vor rechtsgültig und Mumia nach wie vor den unmenschlichen Haftbedingungen im Todestrakt ausgesetzt, verschärft noch durch die Anwendung des nach dem 11. September erlassenen US-Patriot Acts, seit dem er nur noch vier Besuche pro Monat haben dürfe. Die USA führten heute in der ganzen Welt Krieg, und Mumias Fall zeige deutlich, was die USA ihrer eigenen Bevölkerung anzutun bereit sei und offenbare den tatsächlichen "way of life" in Amerika. Der Kampf um Mumias Leben müsse weitergehen, und die Kampagne in Deutschland sei dabei von enormer Bedeutung, um die Supermacht USA den weltweiten Protest gegen ihr Vorgehen spüren zu lassen. Die Nachwehen des 11. September seien der Versuch für einen neuen Rechtsruck, und tausende Menschen würden von der Straße weg verhaftet und ohne Haftbefehl festgehalten. Wenn Bush sage: Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns, dann müßten wir überall in der Welt sagen: Wir sind gegen euch! Nun denn! Bush kommt am 22./ 23. Mai 2002 nach Berlin. Für den 21. Mai hat die Friedensbewegung zu einer bundesweiten Protestdemonstration aufgerufen. Und wir werden natürlich dabei sein, damit Bush überall in Europa auf die unüberhörbare und unübersehbare Forderung stößt: Freiheit für Mumia Abu-Jamal! Schafft die Todesstrafe ab! Aber nicht nur bei dieser Demonstration ist das Engagement aller gefragt, sondern auch in der "alltäglichen" Arbeit im Kampf um Mumias Befreiung. Das Treffen in Hamburg war ein großer Schritt nach vorn, uns immer besser zu organisieren. Der gutbesetzte Workshop des Jugennetzwerks erarbeitete ein 10-Punkte-Programm, anhand dessen junge und entschlossene Leute eine eigene Mumia-Gruppe aufbauen können. Darüberhinaus bieten die HamburgerInnen ein Mumia Aktionspaket aus Büchern, Flyern, Disketten und Videos an, das für Veranstaltungen angefordert werden kann. Ein zweiter Workshop präsentierte sich später mit der Gründung eines KünstlerInnen-Netzwerks, das fortan Möglichkeiten für gegenseitige Unterstützung, den kollegialen Austausch von Musiktracks für Benefizkonzerte, Graphiken für Poster sowie für organisatorische Hilfe vor Ort bietet. Gemeinsam mit Jump Up Records aus Bremen und einem Label aus San Francisco ist ein internationaler Sampler für Mumia geplant, für den viele Tracks aus Deutschland beigesteuert werden sollen. Beteiligung erwünscht! Ebenso am 23. Mai im Berliner Knaak-Klub, wo ein Benefizkonzert für Mumia stattfindet. Ein weiterer Workshop legte hervorragend strukturierte Vorschläge für die weitere Netzwerkarbeit selbst vor, und der letzte schließlich präsentierte die Ergebnisse einer engagiert und kollegial geführten Diskussion über Todesstrafe und den Status politischer Gefangener in den USA, Deutschland und anderen europäischen Staaten. Alles in allem ist eine aktive Basisarbeit notwendig. Mit einer bundesweiten Unterschriftensammlung "20.000 Namen für Mumia", die auf einem Plakat und einer website veröffentlicht werden soll, wollen wir so viele Menschen wie möglich informieren, aktivieren und für eine bundesweite Demo im Rahmen eines internationalen Aktionstages im Herbst mobilisieren. Und schließlich hat das Wochenende dazu beigetragen, daß in Köln, Potsdam und in Castrop-Rauxel ab jetzt Mumia-Gruppen arbeiten werden. Das Netzwerk mit allen Einzelgruppen stellt Erfahrungen, Kenntnisse und Material für alle zur Verfügung, die davon Gebrauch machen wollen - fragt einfach an: mto911@gmx.net Wir rufen alle Menschen auf, für die das Wort Gerechtigkeite eine Bedeutung hat, sich unserem Kampf gegen die Hinrichtung von Mumia Abu-Jamal und für seine Freiheit anzuschließen. Und eine breite, entschlossene Bewegung in der ganzen Welt wird diesen Kampf gewinnen. Stoppt die Hinrichtung! Freiheit für Mumia Abu-Jamal! let the spirit grow: free mumia! Das nächste Netzwerktreffen: am 29. Juni 2002 in Berlin ( siehe Terminkalender) Netzwerk der Mumia Abu-Jamal - Gruppen: |
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Kontakt: mto911@gmx.net Siehe auch:
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