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  Aktion für Abu-Jamal will über Konzerne Druck ausüben
Frankfurter Rundschau vom 05.02.2000
Von Barbara Mauersberg (Berlin)
 
 

Juristisch ist das eine klare Vorverurteilung: Das Haribo-Teufelchen sitzt in der Todeszelle, ein blutroter Weingummischnuller hängt als Schlinge ins Bild, darunter die Worte: "Haribo hilft hinrichten." Die Postkarte dürfte dem Marketing-Chef des Bonner Süßigkeiten- Herstellers den Schweiß auf die Stirn treiben. Auf einen Image-Schaden setzen jedenfalls die Solidaritäts-Gruppen, die für das Leben des verurteilten schwarzen Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal (Archivbild) kämpfen. Die Karten sollen am heutigen Samstag am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz verteilt werden, wo um 14 Uhr eine Demonstration gegen die Todesstrafe beginnt.

"Politische Aktion reicht nicht. Die Soli-Gruppen machen jetzt auch ökonomisch Druck", sagt Roger Hasenbein, Sprecher des Bundestreffens für Abu-Jamal. Seine Argumentation ist so verschlungen wie die Wege des Großkapitals: Haribo baue eine Fabrik in Pennsylvania. Dort seien 223 Menschen zum Tode verurteilt worden - der Schriftsteller Jamal ist einer von ihnen. Außer Haribo nennt er Bayer, Schottglas und SAP. Diese Firmen unterstützten durch ihr Geld einen Staat, in dem mehr Menschen hingerichtet würden als in jedem anderen US-Bundesstaat. "Für uns sind das Investitionen in die Todesstrafe. Ob das wohl den Kunden hier gefällt?" Ziel der Aktion: "Wir fordern die deutschen Unternehmen auf, ihre Angebote zurückzuziehen." Nur dann wird das Weingummi-Teufelchen begnadigt.

Der Schriftsteller Jamal sitzt seit 1982 in Isolationshaft. Er wurde zum Tode verurteilt, weil er einen weißen Polizisten ermordet haben soll. Zur Kundgebung nach Berlin kommt auch sein Anwalt Len Weinglass. Aber statt die Unschuld seines Mandaten zu beteuern, stützt sich Weinglass auf trockene Statistik: 1999 seien in den USA mehr Menschen hingerichtet worden als in allen 50 Jahren zuvor. Für das Jahr 2000 rechnen die Bürgerrechts-Anwälte mit einer weiteren Zunahme. Unter den 126 Todeskandidaten in den Zellen des US-Staates Pennsylvania seien nur 13 Weiße. Fast alle gehören der "Unterschicht" an.

"Jamal ist arm und er ist schwarz. Insofern ist er ein typischer Fall", sagt sein Anwalt. Doch anders als die meisten Todeskandidaten sei er politisch aktiv gewesen. Eine Mitgliedschaft bei den Schwarzen Panthern habe ihm das harte Urteil eingetragen, meint Weinglass. Im April befassen sich erstmals Bundesgerichte mit dem Fall. "Das wird die entscheidende Instanz im Kampf um sein Leben." Doch allein auf die Justiz will er sich nicht verlassen. "Die US-Bürgerrechtler brauchen eine internationale Arena."

An die Ministerpräsidenten aller Bundesländer hat der PDS-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi in der Sache Jamal geschrieben. "Trotz einer gewissen Stigmatisierung meiner Partei" hätten alle geantwortet. Die Stellungnahmen wird Gysi an das zuständige Gericht weiterleiten. Gegen die Todesstrafe argumentiert Gysi "als Anwalt": "Im Falle eines Irrtums ist das vollstreckte Urteil nicht mehr reparabel. Da kann man nur noch ,Pardon' auf den Grabstein schreiben."

 
Siehe auch:
Schneller Hinrichten mit Haribo und Bayer
Hinrichtungsbefehl für Mumia Abu-Jamal ausgesetzt - Hinrichten mit Haribo (Jungle World vom 3.11.99)

"Der plötzliche Tod ist eine deutsche Spezialität !" (Aufruf zur Demonstration in Leverkusen, dem Sitz der BAYER Konzernzentrale, am 20 .Mai 2000 )

Landtagsabgeordnete fordern Aufhebung des Todesurteil gegen amerikaniseben Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal Pressemitteilung vom 10.02.00 - von Monty Schädel MdL PDS Mecklenburg Vorpommern

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