Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   19.07.2000 
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  Redebeitrag zu Mumia / Demo 20. Mai 2000 in Leverkusen
Gruppe für die Freiheit der politischen Gefangenen, Köln
 
 

Einer der Schwerpunkte dieser Demonstration ist der Kampf für das Leben und die Freiheit des afroamerikanischen Journalisten und ehem. Black Panther Mumia Abu-Jamal.
Mumia Abu-Jamal wurde 1982 in einem rassistischen Gerichtsverfahren im US-Bundesstaat Pennsylvania zum Tode verurteilt. Eine internationale Solidaritätsbewegung kämpft seit Jahren gemeinsam mit ihm für die Aufhebung des Urteils. Zweimal(1995 und 1999) konnte seine kurz bevorstehende Hinrichtung verhindert werden.

Bayer ist einer der deutschen Konzerne, die in den USA besonders aktiv sind und im großen Maße von den dortigen gesellschaftlichen Bedingungen profitieren-und somit gleichzeitig starken Einfluß auf diese haben: so ist Bayer USA der zweitgrößte Chemie- und Pharmakonzern in den Vereinigten Staaten, einem Markt, auf dem der Konzern ca. 30% des Gesamtumsatzes erzielt. Und Bayer verstärkt seine dortigen Aktivitäten, verlagert beispielsweise demnächst die Aspirin-Weltproduktion nach New Jersey.
Die US-Zentrale des Bayer-Konzerns befindet sich in Pittsburgh, Pennsylvania. Dessen Gouverneur Thomas Ridge wiederum ist aktiver Todesstrafenbefürworter. Er hat unter anderem die beiden bisherigen Hinrichtungsbefehle gegen Mumia unterschrieben. Er ist einer der potentiellen Mörder.

Der selbe Mr. Ridge stattete letztes Jahr im Laufe einer Europarundreise auch den Bayer-Managern einen Besuch ab, um über weitere Investitionen zu verhandeln. Der Konzern verfügt also über beste Kontakte zu denen, die für die geplante Ermordung Mumias sowie die rassistische Politik, für die mörderischen gesellschaftlichen Bedingungen in den USA verantwortlich sind und gegen die wir heute protestieren.

Wir fordern die Bayer-Konzernleitung auf, sich für die Abschaffung der Todesstrafe in den USA und die Freilassung von Mumia einzusetzen.
Dabei haben wir keine moralischen oder gar menschliche Erwartungen an diesen Konzern, der in allen Ländern der Erde seine Geschäfte macht und sich dabei einen Dreck um die Menschen und ihre Rechte schert. Wichtig ist einzig und allein der Profit - und das ist besonders bei Bayer Tradition, von Bestehen an. Gleichzeitig wissen wir, daß der Konzern gerade heute(und besonders in den USA) sehr auf sein vermeintlich gutes Image bedacht ist. Jüngstes Beispiel sind die außerordentlich großzügig bereitgestellten 100 Mio. DM für den Fonds zur Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen der deutschen Wirtschaft im NS.

Innerhalb der Mumia-Kampagne wollen wir den politischen Druck auf die Konzerne verstärken. Neben Bayer investieren zum Beispiel HARIBO, Schott Glas, Siemens, DaimlerChrysler in Pennsylvania, andere US-Multis haben ihren Firmensitz dort, z.B. Heinz Ketchup, Westinghouse, Bell und VF Corporation, die u.a. Lee- und Wrangler-Jeans herstellen. Sie alle profitieren von der neoliberalen Politik in den USA, die zu Niedriglöhnen, Arbeitslosigkeit und zur weitestgehenden Zerstörung des sozialen Bereichs geführt hat. Diese Entwicklung, die von der Reagan-Regierung in den 80ern eingeleitet wurde, wird von harter Repression gegen Arme und besonders Nichtweiße Arme begleitet.
Bei einem Besuch im April sagte Mumia:
„Ich sehe das hier im Knast, wo die Leute dann landen, wenn sie sich nicht mehr legal über Wasser halten können. 2 Millionen Gefangene gibt es in den USA. Ende der sechziger Jahre waren es 200 000, und das kam einem schon viel vor. Aber jetzt sind es zehn mal so viele und täglich werden es mehr, die für Lappalien einfahren. Der schwarze Mittelstand ist nur das Feigenblatt, um zu verbergen, wie die meisten Schwarzen, Braunen und Gelben täglich mehr ums nackte Überleben kämpfen müssen. Und die Wellfare ist begrenzt, fünf Jahre, dann ist Schluß, egal ob eine Frau allein mit ihren Kindern klarkommen muß.“

Mumias Verfahren ist wieder einmal in einer entscheidenden Phase. Vielleicht noch im Mai wird Richter Yohn vom Bundesbezirksgericht entscheiden, ob es zu neuen Zeugenanhörungen kommen wird, ob die Beweise für Mumias Unschuld, die sein Anwaltsteam in den letzten Jahren gesammelt hat, in das Verfahren genommen werden und ob Mumia selbst angehört wird. Es ist praktisch die letzte Chance, diese Beweise überhaupt ins Verfahren einzubringen und für die Entscheidung, ob das Urteil von 1982 aufgehoben wird.

Letztes Wochenende gab es einen internationalen Aktionstag für Mumias Leben und Freiheit mit Demonstrationen und anderen Aktionen in den USA,Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien, Kanada, Österreich, Malta, Luxemburg, der BRD und anderen Ländern, um im Vorfeld der Gerichtsentscheidung die internationale Solidarität auszudrücken. Eine große Mobilisierung läuft z.Zt. in den USA für den Tag X, dem Tag, an dem es zur Anhörung vor dem Bundesgericht in Philadelphia kommt. Es sollen möglichst viele Menschen in und vor dem Gerichtsgebäude sein. Wir sollten uns überlegen, wie wir an der Mobilisierung zum Tag X teilnehmen wollen.

Ob wir Mumias Freiheit durchsetzen können, ist weiterhin offen: die Mehrheit der US-Bevölkerung ist nach wie vor für die Todesstrafe, der Wahlkampf wird von allen Kandidaten mit der Stimmung für Todesstrafe und Law and Order geführt, rechte Kräfte wie die FOP führen eine Kampagne für Mumias Hinrichtung.
Positiv ist: die internationale Solidaritätsbewegung ist groß wie nie, in den USA gibt es mehr Stimmen aus Bevölkerung und Teilen des Establishments gegen die Todesstrafe.

Kämpfen wir also weiterhin
Für das Leben von Mumia Abu-Jamal und allen politischen Gefangenen!
Weg mit der Todesstrafe!

 
Gruppe für die Freiheit der politischen Gefangenen, Köln

Siehe auch:
Bayer und Gentechnik (Leverkusen, 20.05.2000) (Redebeitrag der AntiGen/Kalk auf der Demonstration am 20.05.2000 in Leverkusen.)
Coordination gegen Bayergefahren: Redebeitrag am 20.05.2000 in Leverkusen
Die Globalisierung von Kriminalisierung und Ausbeutung (Redebeitrag eines politischen Flüchtlings aus Nepal am 20.05.00 in Leverkusen.)
"Der plötzliche Tod ist eine deutsche Spezialität !" - Aufruf zur Demonstration in Leverkusen, dem Sitz der BAYER Konzernzentrale, am 20 .Mai 2000 (18.3.00)
Berichte vom Internationalen Aktionstag am 13. Mai (11.6.00)
[Aktion] Internationaler Aktionstag am 13.5.2000

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