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Erklärung von Leonard Peltier (29. Januar 2001)
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Liebe Freunde Der 20. Januar 2001 war ein trauriger Tag für uns alle. Ich weiß, daß die Ablehnung des Gnadengesuches viele von euch ebenso betroffen gemacht hat wie meine Familie und mich selbst. Die Gewissheit, dass dieser Alptraum immer noch kein Ende findet und viele Monate weitergehen wird, ist eine schreckliches Gefühl und eine herbe Enttäuschung. Als ich die Nachrichten empfing, glaubte ich, mein Magen beginne sich zu drehen und ein Gefühl von Übelkeit überkam mich. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder im Griff hatte. Aus irgendeinem Grund hatte ich gedacht, daß ich an diesem Tag mit meiner Familie zu Abend essen würde. (...) Was Clinton uns antat, war grausam. Acht Jahre lang ignorierte er trotz der grossen Kampagne, die zu meinen Gunsten geführt wurde, mein Gnadengesuch. Dann, nur wenige Monate vor seinem Ausscheiden aus dem Amt, versprach er öffentlich, über meinen Fall eine Entscheidung zu treffen, so oder so. Er sagte, dass er sich der Wichtigkeit des Falles bewusst sei. Und das Weisse Haus setzte meine Anwälte in den Glauben, dass die Chancen für einen Gnadenerlass gut stünden. Ich müsse mich gar auf meine Entlassung vorbereiten, da es keine Anzeichen für eine Zurückweisung der Petition gebe. Das LPDC (Leonard-Peltier-Verteidigungskomitee) kaufte mir Kleidung, mein Enkel bereitete mir sein Schlafzimmer vor, damit ich dort schlafen könnte und andere Vorbereitungen für meine Heimkehr wurden getroffen. Meine Freunde in Pine Ridge machten Pläne, für mich ein Haus aufzubauen. Wir wurden buchstäblich gezwungen, unsere Hoffnungen hoch zu halten, weil wir nicht unvorbereitet sein wollten auf eine plötzliche Entlassung. Der 19. Januar kam, und immer noch hielt man uns in nervöser Erwartung mit der Bemerkung hin, daß die schwierigeren Gnadengesuche noch bearbeitet und am folgenden Morgen entschieden würden. Dann kam und ging der 20. Januar! Vom Weissen Haus nicht die geringste Nachricht. Wir mussten schliesslich durch die Presse herausfinden, dass mein Name nicht auf der Liste der Begnadigten stand. Das Leben einer Person und die Hoffnungen so vieler Menschen einfach im Ungewissen hängen zu lassen, war wirklich hartherzig. Seit dem diesem dunklen Samstag habe ich es geschafft, mich aufzuraffen, den Dreck abzuwischen und meinen Geist einmal mehr aufzurichten. Ich bin heute ebenso entschlossen, für meine Freiheit zu kämpfen, wie ich es am 6. Februar 1976 war, dem Tag meiner Verhaftung. Ich gebe nicht auf. Es ist das zweite Mal in meiner Haftzeit, dass ich glaubte, es bis zur Bergspitze geschafft zu haben und die Freiheit in Reichweite zu sehen, nur um wieder ganz nach unten gestossen zu werden. Das war schon 1985 so, als der Beweis, der verwendet worden war, um mich zu überführen, für nichtig erklärt und mir ein neuer Prozess trotzdem verweigert wurde, obwohl Richter Heaney fand, ich wäre wohl freigesprochen worden, wenn der Jury diese Tatsache damals bekannt gewesen wäre. Die Verweigerung eines neuen Prozesses trotz vollkommen neuer Ausgangslage schockte mein Beziehungsnetz und mich damals ebenso wie die Ablehnung des Gnadengesuchs heute. Aber wir verlieren keine Schlacht, ohne nicht doch noch etwas für den Hauptkampf zu erreichen. Ich möchte meinen Leuten beim LPDC und euch allen in den Basisbewegungen, die ihr mir zur Seite gestanden seit und so unermüdlich für meine Freiheit gekämpft habt, gratulieren und danken. Ihr habt eine der stärksten und denkwürdigsten Kampagnen auf die Beine gestellt, die ich je erlebt habe. Noch Jahre später werden die Menschen davon lesen, was ihr alles erreicht habt. Die unterschiedlichsten Leute haben an der Kampagne mitgearbeitet, Leute jeder Überzeugung und jeden Glaubens haben in aller Welt gebetet. Obwohl unsere Gefühle von einem Präsidenten, der nicht bereit war, die Konsequenzen aus seinen Fehlern zu ziehen, wie eine lästige Fliege weggescheucht wurden, haben wir meiner Meinung nach ein ernsthaftes Zeichen gesetzt. Wir können nun sehen, wem Milde bewilligt wurde und warum. Die grossen Spender der präsidialen Kampagne haben sich ihre Gerechtigkeit erkauft, etwas, das wir uns einfach nicht leisten konnten. Weiterhin werden viele politische Gefangene zu Unrecht darben und den Beweis dafür darstellen, dass das Gerede dieser Nation über die Versöhnung nichts ist als leere Rhetorik. Es gibt jetzt eine Anzahl von Strategien, wie der Kampf für meine Freiheit fortzuführen ist. Diese Ideen befinden sich jedoch noch in einem frühen Planungs-Stadium. Ich bitte euch, mit uns zu bleiben, während wir uns neu sammeln und einen durchdachten Plan entwickeln. Wir müssen jede Option sorgfältig überprüfen und sicherstellen, dass die Strategien einander ergänzen, damit sie die beste Wirkung zu erzielen. (...) Ich habe auch meine eigenen persönlichen Pläne. Ich werde weiterhin künstlerisch tätig sein und Wege suchen, meine Werke der Öffentlichkeit zugänglicher zu machen. Ich werde zudem mit meinen Freunden Fedelia und Bob Cross am Aufbau einer Grundschule in Oglala mitarbeiten. Bevor über mein Gnadengesuch entschieden worden war, träumte ich etwa von den verschiedenen Projekten, die ich in Pine Ridge nach meiner Entlassung an die Hand nehmen würde. Nun, da mir die Entlassung verweigert worden ist, haben mir Fedelia und Bob zugesichert, dass sie selbst die Initiative zu den Projekten ergreifen würden, mit meinem Input. (...) Bob und Fedelia sind Lehrer und langjährige Bewohner von Oglaga, und sie besitzen das Land, auf dem eine Schule aufgebaut werden könnte. Sie haben mir von der absoluten Notwendigkeit einer besseren Schule in Oglala berichtet. Die vorhandene Schule ist gröbstens unterfinanziert und unzulänglich und bietet den Kinder nicht die Qualitätsausbildung, die sie benötigen und verdienen. Wir haben die höchste Aussteigerzahl aller ethnischen Gruppen im Lande und einer der Gründe ist sicher das Fehlen von anregenden und herausfordernden Programmen für die Jugendlichen. Eine andere Idee, die ich entwickeln möchte, betrifft ein kleines Erholungszentrum für Oglala. Die meisten von euch wissen, daß der Gesundheitszustand der Natives wohl der Schlechteste im ganzen Land ist. Wir möchten das ändern und mit diesem Zentrum anfangen. Das Zentrum soll moderne Fitnessgeräte erhalten, eine kleine Küche und Tische für das Kartenspiel. Während alle hierher kommen, um Kaffee zu trinken, Klatsch auszutauschen und dem Kartenspiel zu frönen, können wir sie anregen, die Trainingsgeräte auszuprobieren und sich an gesunde Nahrungseinnahme zu gewöhnen. Ich glaube, daß es ein netter Platz für die Menschen werden könnte und ein guter Ansporn, einen besseren körperlichen Zustand zu erlangen und die Tendenz von Diabetes im Reservat zu stoppen. Das Reservat bietet zur Zeit keinen entsprechenden Dienst an. Wenn wir erfolgreich sind, wenn wir diese beiden Dienstleistungen erbringen können, glaube ich, daß die Gemeinde von Oglala wirklich davon profitiert. Wir können dann andere Projekte anpacken, welche die Leute zusammenzuführen und die Frage der Lebensqualität aufzuwerfen vermögen. So möchte ich zum Beispiel eines Tages die Jumping Bull Hall umbauen und einen drogen- und alkohlfreien Raum schaffen, wo man sich treffen kann, speziell die Jugend. Wir könnten dort ein Kino einbauen und Videospiele hinstellen. Die Leute könnten sich Filme ansehen, Versammlungen durchführen, ihre Geburtstage dort feiern, gemeinsame Mahlzeiten anbieten und Tanzveranstaltungen organisieren. Unserer Jugend fehlt ein Platz, wo sie sich ungezwungen treffen kann, und ich glaube, dass eine solche Einrichtungen helfen könnte, die Hoffnungslosigkeit und die Verzweiflung zu bekämpfen, die von so vielen unserer Jugendlichen durchlebt werden. Ich hoffe natürlich, dass sich die Kunde von solchen Projekten auch in andere Reservate verbreitet und sich überall Leute wie Fedelia und Bob finden, die sich davon inspirieren lassen und ähnliche Ideen entwickeln. Eure eigenen Ideen, euer Input und eure Unterstützung sind willkommen. Wenn ihr Leute kennt, die mit Zubehör (Bücher, Holz, Kleber, Hardware, usw.) beitragen könnten, Geld spenden oder gar ihre Fähigkeiten und ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen möchten, dann tretet doch bitte in Kontakt mit dem Leonard-Peltier-Verteidigungskomitee. Abschliessend danke ich nochmals für eure Unterstützung und bitte euch, uns in diesem Kampf weiterhin zur Seite zu stehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in naher Zukunft erfolgreich sein werden. Aber das geht nicht ohne eure Mithilfe. Im Geist von Crazy Horse, Leonard Peltier |
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Quelle: Martin Schwander von UNSERE WELT - Zeitung der Schweizerischen Friedensbewegung LPDC - The International Office of the Leonard Peltier Defense Committee Übersetzung: Martin Schwander Siehe auch: Clinton kapituliert vor dem Druck des FBIs - Keine Begnadigung für Leonard Peltier 22.01.2001 Anhörung von Leonard Peltier - Antworten auf generelle Fragen bezüglich der Anhörung von Leonard Peltier vor der Bewährungskommission am 12. Juni 11.06.2000 12. Juni: Kommission entscheidet über Freilassung von Leonard Peltier (22.3.2000) Musterbrief an die US-Komission für Strafaussetzung |
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