Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   19.04.2001 
Demonstrationen, Kundegebungen und mehr Links ins WWW Kontakt aufnehmen
 
  Homepage Dokumente Aktuell Email: info.msi@gmx.de - keine email ?
  USA: Kriminalität in Uniform
Polizeigewalt als Zahlenspiel - Mörder von T. Thomas haben nichts zu befürchten
 
 

Verharmlosende Statistiken und oberflächliche Aktenführung zum Thema Polizeigewalt gewährt Amerikanischen Polizisten regelrechte Narrenfreiheit. Amerikanische Polizisten wissen, dass ihren Chefs in den obersten Etagen die Hände gebunden sind.
Im Kongress denkt man mit besserer Ausbildung in Krisenregionen das Problem in den Griff zu bekommen. Doch die Erfassung dieser Delikte ist lückenhaft, freiwillig und anonym. Die Mörder von T. Thomas haben wohl kaum mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen.

Ohne Statistiken ist der Kongress gelähmt

Hektisch geht es derzeit im amerikanischen Kongress zu. Dieser beauftragte, wegen zunehmender Polizeigewalt, bereits im Jahr 1994 das Justizministerium, genauere Akten über über den Gewalteinsatz der amerikanischen Polizeikräfte zu führen.
Doch die Art und Weise der Informationszusammenstellung macht es der Öffentlichkeit unmöglich, herauszufinden welcher Polizist, geschweige denn welches Polizeirevier sich hat etwas zu Schulden kommen lassen. Dies bedeuted, dass die Bundesregierung praktisch über keinerlei verwertbare Informationen zum Thema Brutalität der Polizei verfügt.

Akten über Gewalt bei Polizei-Einsätzen nutzlos

Die Akten des Justizministeriums sind ohne jede Bedeutung für eine strafrechtliche Behandlung dieser Fälle. Allein in Cincinnati sind seit 1995 insgesamt 15 Schwarze von Polizisten ermordet worden.
Sieben von ihnen waren mit Gewehren bewaffnet, einer führte ein Messer bei sich, ein weiterer einen Ziegelstein, ein anderer soll ein Brett mit Nägeln mit sich geführt haben. Drei, darunter auch der kürzlich ums Leben gekommene T. Thomas waren volkommen unbewaffnet. Soviel ist bekannt.
Doch egal ob mit oder ohne genauer Aktenkenntnis bleibt der Kongress nahezu handlungsunfähig. Er kann lediglich zur steigenden Bürokratisierung der gesamten Verfahrensbearbeitung beitragen.

Die Lösung: Bessere Ausbildung für Polizisten?

Ein Konzept zur Eindämmung gewalttätiger Handlungen des Officers auf der Straße wird er kaum vorlegen können.
Im vergangenen Jahr konnte der Kongress durchsetzen, dass von nun an Polizeistationen und Gefängnisse vierteljährliche Berichte über die Anzahl von Todesfällen beim Justizministerium einzureichen haben. Staaten, die sich weigern, der Reportpflicht nachzukommen, sollen in Zukunft bei der Verteilung von Geldern aus der Bundeskasse benachteiligt werden. Anhand dieser Daten sollen Vergleiche der regionalen Dichte von Todesfällen bei Polizeieinsätzen und im Strafvollzug möglich werden. Basierend auf diesen Informationen kann später festgelegt werden, in welchen Regionen Polizeieinheiten besser ausgebildet werden.

Datenschutz für Opfer und Täter

Eine sogenannte Anti-Kriminalitäts-Gesetzvorlage aus dem Jahr 1994 hielt das Justizministerium dazu an, in Zukunft vertraulicher mit der Identität von Opfern polizeilicher Gewalt, aber auch von Polizisten selbst umzugehen.
Aus diesem Grund wurde damals eine vertrauliche Umfrage zum Thema "Bürger im Kontakt mit der Polizei" in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Studie wurden 1999 bekanntgegeben.

Statistik ergibt: Polizisten schiessen nicht, Polizeihunde beissen nicht

  • 43, 8 Millionen Menschen, inklusive derer, die die Polizei zu Hilfe riefen, hatten Kontakt mit der Polizei. Weniger als ein Prozent fühlte sich von der Polizei in irgendeiner Form bedroht. Unter Schwarzen und Hispanics soll der Anteil bei zwei Prozent (8760 000 Personen) gelegen haben.
  • Die Hälfte der Kontakte zur Polizei soll bei Verkehrskontrollen zustandegekommen sein. Afro-Amerikaner am Steuer sollen verstärkt von der Polizei angehalten worden sein.
  • Besonders von der Polizei bedroht sollen sich junge, männliche Hispanics und Afroamerikaner gefühlt haben.
  • 72 % von ihnen berichteten von handgreiflichen Polizisten, 15,3 % von Polizisten, die eine waffe auf sie richteten, 10,2 Prozent der befragten Hispanics und Schwarzen, die sich von der Polizei bedroht fühlen, wurden geschlagen oder getreten. 5,4 Prozent wurden mit chemischen Kampfstoffen attakiert.
  • Keiner der Befragten berichtete jemals von Polizisten angeschossen oder von Polizeihunden gebissen worden zu sein, was die Grenzen einer derartigen Studie deutlich hervorhebt.

Erfassung von Straftaten von Uniformierten freiwillig und anonym

Das wohl vollständigste Archiv über Straftaten von Uniformierten führt seit 1930 das FBI, doch werden dort auch nicht alle Institionen und Vorfälle statistisch erfasst.
Die International Association of Chiefs of Police, an Alexandria erhielt zwar vom Justizministerium erhielt zwar eine hohe Summe Geld für die Einrichtung einer Datenbank zur Erfassung von Polizeidelikten, doch beteligen sich bis jetzt gerade einmal 319 von insgesamt 18000 Dienststellen an jenem bundesweiten, freiwilligen und anonymen Projekt. Der letzte Report dieser Association besagte, dass bei ungefähr 10000 eingegangenen Notrufen 3,5 mal von Polizisten im Einsatz Gewalt ausgeht. Diese Handlungen würden sich jedoch auf besonders kritische, gefährliche Situationen beschränken.

Quellenangaben / Informationen in englischer Sprache zum Thema

Justizministerium der USA, Statistiken http://www.ojp.usdoj.gov/bjs/

International Association of Chiefs of Police http://www.theiacp.org/

FBI: Uniform Crime Reports, das vollständigste Archiv zu Delikten amerikanischer Polizeibeamter http://www.fbi.gov/ucr/ucr.htm

Cincinnati Enquirer
http://www.fbi.org

 
Quelle:
de.indymedia.org - Indymedia: Freie, unabhänige Berichterstattung

Siehe auch:
Driving While Black - Weil die Polizei wieder einmal einen Schwarzen erschossen hat, kam es in Cincinnati zu Unruhen, und der Ausnahmezustand wurde verhängt. Artikel von Tim Blömeke aus der Jungleworld vom 18. April 2001
Proteste nach Ermordung von Timothy Thomas durch die Polizeit von Cincinati / USA - Support the cincinnati resisters! - Stop police brutality! - No more stolen lives!
Cincinnati: Polizei-Gummigeschoss trifft Säugling - Erlebnisbericht von John M, veröffentlicht auf der IMC Ohia Seite am Ostersonntag Morgen

   zum Anfang der Seite
  Homepage Dokumente Aktuell Email: info.msi@gmx.de - keine email ?