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Seit 21 Jahren sitzt der Afroamerikaner Mumia Abu-Jamal im Todestrakt von Pennsylvania. Eine Plakataktion will sein Schicksal wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken und fordert einen neuen fairen Prozess für den Bürgerrechtler und Journalisten.
Oskar Lafontaine und »Die Goldenen Zitronen«. Raul Zelik und Reinhard Lakomy. Hans-Christian Ströbele und Moritz Bleibtreu. Manfred Krug und »Freundeskreis«. Was diese und mehr als 200 Namen von Regisseuren, Künstlern, Politikern und anderen Persönlichkeiten sowie Organisationen gemein haben, ist ihr Engagement für Mumia Abu-Jamal. Auf einem neuen Plakat des »Bundesweiten Netzwerkes für Mumia Abu-Jamal« fordern sie die Aufhebung des Todesurteils gegen ihn und einen neuen Prozess, in dem die entlastenden Beweise zugelassen werden. Der afroamerikanische Bürgerrechtler, Journalist und Autor wurde am 9. Dezember 1981 in einem Schnellverfahren wegen angeblichen Mordes an dem Polizisten Daniel Faulkner zum Tode verurteilt. Verfahrensfehler, unzureichender Rechtsbeistand und Voreingenommenheit des Richters – »Das Verfahren war eine Farce,« sagt Siri Keil vom Netzwerk. Inzwischen liegt sogar ein Geständnis des Auftragskillers vor, das Abu-Jamals Unschuld belegt. Bereits zwei Hinrichtungsbefehle – 1995 und 1999 – wurden auf Grund internationaler Proteste und wegen der Forderung nach Wiederaufnahme des Prozesses ausgesetzt. Sein politisches Engagement hat er auch unter den erschwerten Bedingungen der Haft nicht aufgegeben, sondern schreibt gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt an. Gerade ist sein neues Buch »das imperium kennt kein gesetz« mit Texten gegen Globalisierung und Krieg im Atlantik-Verlag erschienen. »Mumia Abu-Jamal ist eine Symbolfigur für den Kampf gegen die Todesstrafe,« so Barbara Lochbihler, die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Laut Siri Keil steht er für viele andere, die unter dem Justizsystem der USA leiden. Liedermacherin Bettina Wegener, die seit fünf Jahren in Berlin Mahnwachen für den Journalisten organisiert, befürchtet, dass gerade nach dem 11. September sein Schicksal in den Hintergrund gerät. »Wir dürfen nicht aufhören, für ihn und andere zum Tode Verurteilte weiterzustrampeln.« »Mit dem Plakat wollen wir unsere Minimalforderungen öffentlich machen und den Druck in die USA tragen«, sagt Jürgen Heiser, Übersetzer von Mumia Abu-Jamal. Die 222 darauf abgedruckten Namen stehen stellvertretend für die inzwischen über 1500 Unterzeichner. Das Plakat wurde in einer ersten Auflage von 4000 Stück gedruckt und kann gegen eine kleine Spende beim Netzwerk bestellt werden. Im ganzen Bundesgebiet sollen die »Stimmen für Mumia« aushängen.
Unter www.stimmenfuermumia.de besteht die Möglichkeit, sich an der Aktion zu beteiligen. Das »Bundesweite Netzwerk für Mumia Abu-Jamal« plant außerdem, im März eine Solidaritäts-CD mit Bands aus Deutschland, Frankreich und den USA herauszugeben.
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