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  Chronologie eines versuchten Justizmordes
Victor Grossman, Neues Deutschland, 1. August 2001
 
 

Mumia Abu-Jamal sollte schon am 2. Dezember 1999 hingerichtet werden, als der Oberste Gerichtshof der USA seinen Antrag auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt hatte. Das war das zweite Hinrichtungstermin (ein früherer, in 1995, konnte im letzten Augenblick verschoben werden).

Seit dem zweiten Verschieben wartet er auf die Entscheidung des Bundesrichters William Yohn, ob Beweismaterial, das bei dem Prozess im Jahre 1981 und bei späteren Revisionsversuchen nicht zur Verfügung stand, doch einen neuen Prozess rechtfertige. Bei einer abschlägigen Entscheidung bliebe Mumia nur noch die Hoffnung auf dem Obersten Gerichtshof in Washington, der ja, mit rechtslastiger Mehrheit, die Wiederaufnahme des Falls schon einmal abgelehnt hatte.

Alles wartete also auf Yohn. Doch im Februar 2001 beschloß Mumia, sich von seinen bisherigen Anwälten zu trennen und sich einem neuen Team anzuvertrauen dabei auch Experten in Todestraffällen wie Marlene Kamish, Eliot Grossman und den Engländer Nicholas Brown. Mumia hatte sich geärgert, dass der frühere Anwalt Dan Williams ein Buch über den Fall veröffentlicht hatte - ohne sein Wissen, gegen seine Prinzipien und gegen das Reglement der Anwalt-Klient-Beziehungen.

Anfang Mai 2001 gaben die neuen Anwälte vor der Presse in Philadelphia fünf eidesstattliche Erklärungen ab. Mumias Bruder Willy Cook schilderte, wie die Schießerei im Dezember 1981 begann und wie als der Polizist Daniel Faulkner schon tot am Boden lag und die Täter geflohen der gerade angekommene Mumia von einem anderen Polizisten angeschossen wurde. Mumia sagte auch selbst aus: Er hat mit den Schüssen auf den Polizisten nichts zu tun, wurde von einem anderen angeschossen, dann geschlagen und gequält. Als dritter sagte der Journalist Linn Washington aus: Er war ganz mißtrauisch als er am Tatort keine Polizisten oder Wachposten vorfand, als ob es nichts aufzuklären gäbe. Als vierter sagte Donald Hersing aus. Der FBI-Informant, Leiter eines Klubs (und halben Puffs) schilderte, wie Polizisten bei ihm und anderen Klubs ein und aus gingen, Geld von Klubbesitzern, Zuhältern und vor allem Prostituierten erpressten und nach oben teilweise weiterreichten.

Als wichtigster schließlich: Arnold Beverly gestand, dass er und ein anderer Mann von dem Gangstermob in Philadelphia bezahlt wurden, den Polizisten deshalb zu töten, weil er den Filz und die Korruption untersuchen wollte und damit bedrohte. Mumia und sein Bruder wären unschuldig!

Dieses überraschende Geständnis (vielleicht aus einer Art solidarischen Reue wie in neuerlichen, etwa vergleichbaren Fällen) paßte in allen Details mit dem Werdegang, den Mumia und Cook schilderte und klärte viele der bisher ungelösten Fragen des Falls auf.

Es war klar, dass ein solches Geständnis der Staatsanwaltschaft und dem Polizeiverband die erhoffte Hinrichtung eines "Störenfrieds" eines schwarzen Journalisten, der immer gegen Rassismus und Polizeibrutalität wirkte verhindern könnte. Also begannen sie leider auch einige biegsame Journalisten - das Geständnis als "lächerlich" hinzustellen so "lächerlich", dass die Anwälte es ablehnten, Beverly auch nur zu vernehmen, obwohl sein Leben ständig gefährdet wird (weshalb er sich noch versteckt hält). Sie haben anscheinend Angst vor der Wahrheit!

Neulich bat das neue Team um eine Anhörung im Gericht von Pennsylvania genau wegen diesen von den früheren Anwälten zurückgehaltenen Aussagen. Richter Yohn sprach gegen die neuen Aussagen, die er als "verjährt " stempelte, doch auf Ortsebene wird Mumia endlich doch erscheinen können. Der neue Versuch findet am 17. August statt und könnte entscheidend sein!

Viele Menschen wollen in Philadelphia sein, um zu fordern, dass Mumias Appell gehört wird und dass er nach zwanzig Jahren frei wird! Tausende in anderen Ländern wollen vor den USA-Botschaften demonstrieren, dass die Welt dabei sehr genau hinschaut. Auch in Berlin!

 
Siehe auch zum 17. August:
Mumia Abu-Jamal vor Gericht - Artikel aus der Tageszeitung junge Welt vom 14.08.2001 (14.08.2001)
17. August: Unterstützt Mumia Im Gericht - Aufruf zur Demo am 17.8. in Hamburg. Von SAFM/HH (14.08.2001)
Mumia kommt - Philadelphia City Paper, 2.-9. August 2001 (14.08.2001)
17. August: Kundgebung für Mumia in Berlin (06.08.01)
17. August: Aufruf zu Aktionen in Heidelberg(10.08.01)

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